Gestern, am 27. August, dem 3. Tag der Democratic Convention, jährte sich der Geburtstag von Lyndon Baines Johnson zum 100. Mal. Der Demokrat Johnson war von 1963, nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy, bis 1969 Präsident der Vereinigten Staaten.

Als ich im Jahr 1967 in Kanada bzw. Amerika eintraf, war Johnsons Name für mich und alle meine Freunde ein Schimpfwort: Es war er, der die USA in den Morast von Vietnam geführt hatte und ein Grossteil der Amerikaner und nahezu der gesamte Rest der westlichen Welt, hasste ihn dafür.

Gespräche mit österreichischen Emigranten und anderen liberalen Demokraten überzeugten mich allerdings, dass Johnsons Erbe nicht nur aus dem Vietnamkrieg bestehen würde: Ohne ihn hätte es keine Armen- oder Altenfürsorge (Medicaid und Medicare) gegeben; keine staatlichen Bildungszuschüsse, kein Head Start und keine zahllosen anderen Maßnahmen, die er im Krieg gegen die Armut mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln durch den Kongress boxte. Er war im übrigen bekannt für seine Rücksichtslosigkeit, wenn er ein Gesetz durchbringen wollte.

Und schließlich unterzeichnete er drei Bürgerrechtsgesetze, die sich als Meilensteine der Bürgerrechtsbewegung herausstellen. Johnson war sich sehr wohl der Folgen bewusst, nämlich dass der Süden auf Jahrzehnte hinaus für die Demokraten verloren sein würde.

Der demokratische Parteitag hat es vorgezogen, angeblich im Namen Barack Obamas, Lyndon Johnsons 100. Geburtstag nicht zu würdigen.