Brüssel/Berlin - Piraten im Indischen Ozean haben am Donnerstag erneut einen Frachter in ihre Gewalt gebracht. Wie eine NATO-Sprecherin in Brüssel mitteilte, kaperten die Piraten am Morgen rund 180 Seemeilen westlich von den Seychellen den unter panamaischer Flagge fahrenden Frachter "Al Khaliq" mit 26 überwiegend indischen Besatzungsmitgliedern an Bord. Die Piraten hätten sich dem Frachter in zwei kleinen Booten genähert, mindestens sechs von ihnen seien dann an Bord gegangen.

Ein Aufklärungsflugzeug der europäischen Anti-Piraten-Mission Atalanta habe die Zone später überflogen; das nächste Schiff der Atalanta-Mission sei zum Zeitpunkt des Überfalls acht Stunden entfernt gewesen. Ein versuchter Überfall auf den unter italienischer Flagge fahrenden Frachter "Jolly Rosso" sei hingegen fehlgeschlagen. Dieser Angriff erfolgte nach Angaben der NATO-Sprecherin rund 400 Seemeilen östlich der kenianischen Hafenstadt Mombasa.

Erst vor einer Woche hatten Piraten ein Containerschiff aus Singapur gekapert, am 2. Oktober brachten sie den spanischen Fischkutter "Alakrana" mit 36 Seeleuten an Bord in ihre Gewalt. Für deren Freilassung fordern sie ein Lösegeld von vier Millionen Dollar.

Das Verteidigungsministerium in Berlin veröffentlichte am Donnerstag eine erste Zwischenbilanz zur Atalanta-Mission, wonach die Piraten-Überfälle im dritten Quartal 2009 im von der EU überwachten Seegebiet am Horn von Afrika und im Becken von Somalia zurückgingen. In der zweiten Jahreshälfte 2008 sowie im Frühjahr 2009 habe es "in Spitzenmonaten ... bis zu 50 Überfälle" gegeben, erklärte das Verteidigungsministerium. In der zweiten Jahreshälfte 2009 habe das Aufkommen hingegen "bei weitem nicht das letztjährige Niveau" erreicht. So seien im September lediglich neun Piratenüberfälle registriert worden. (APA)