Wien/Nürnberg - Es wird für tausende Mitarbeiter ihr letzter Dienst für die Quelle bevor sie gekündigt werden: die Organisation und Abwicklung des Ausverkaufs. Alle Lager in Deutschland werden geräumt und 18 Millionen Artikel auf 25.000 Paletten für den Abverkauf aufbereitet. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass dafür 3000 Mitarbeiter benötigt werden. Die restlichen müssen voraussichtlich mit erstem November gehen. 4000 sind in der Region Fürth und Nürnberg betroffen, 3000 an anderen Standorten.

Zeit drängt

Die Saisonware verliert rasant an Wert. Es geht um Liquidität, vor allem aber auch um die Bewertungen der verbliebenen Ware in den Bilanzen. Das gilt auch für die österreichische Tochter des insolventen deutschen Konzerns.

Quelle macht gut 70 Prozent des Geschäfts mit technischer Hartware und Einrichtung. Kunden erwarten Rabattaktionen, Konsumentenschützer halten dennoch Vorsicht für angebracht. Gewährleistung ist bei einer Insolvenz im Fall von Produktmängeln, wie berichtet, nicht gegeben. Bei Eigenmarken des Versandhauses würden Kunden auch um die Garantie umfallen. Abgeraten wird von Bezahlung über Kreditkarte: Geht es hart auf hart, sind die Kunden in der Regel auf die Kulanz des Kartenanbieters angewiesen, wollen sie bereits abgebuchtes Geld zurück, zeigen die Erfahrungen nach der Pleite der Sky Europe. Rechtsanspruch auf Refundierung haben Konsumenten nicht.

Österreich ringt nach wie vor um einen Investor für Quelle. Experten befürchten, dass die Zeit zu knapp wird, um schlummernde finanzielle Risiken abzuklopfen. Die Belegschaftsvertreter hoffen neben Otto auf Klingel als Interessenten. Das deutsche Versandhaus gilt aber als zu klein, um die schwergewichtige Struktur in Österreich zu erhalten. Otto ist hier selbst breit aufgestellt.

In Deutschland schlägt das Aus des Konzerns bereits auf seine Partner durch. Die Deutsche Post plant die Schließung von drei Logistikstandorten der DHL, 400 Mitarbeiter verlieren den Arbeitsplatz. Bereits im Zuge der Insolvenz von Arcandor, der Quelle-Mutter, kündigte die Post den Abbau von 560 Stellen an. Offen ist, wie stark auch die gut 1000 Mitarbeiter des Brief- und Paketgeschäfts betroffen sind, die Aufträge für die Gruppe erledigen.

Die Sorge der Mitarbeiter wächst aber auch bei der Arcandor-Tochter Karstadt: Noch verhandeln die Gewerkschafter und Insolvenzverwalter um einen Sanierungsbeitrag der Beschäftigten des insolventen Warenhauses. Steht er fest, soll die Suche nach einem Investor richtig in Gang gesetzt werden. Als Interessent wird Metro gehandelt.

Erbin hat Existenzangst

Madeleine Schickedanz, die Erbin des Quelle-Imperiums, hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nach Angaben ihres Mannes sei sie psychisch und gesundheitlich angeschlagen und mache sich Vorwürfe wegen des Niedergangs ihres Unternehmens. Schickedanz gehörte lange zum Klub der reichsten Deutschen. Ums Geschäft sorgten sich die jeweiligen Ehemänner. Nun sind die Milliarden weg. Im Sommer ließ sie wissen, sie müsse von 600 Euro im Monat leben. (vk, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.10.2009)