Nürnberg/Fürth - Bei der Bundesagentur für Arbeit laufen die Vorbereitungen für den erwarteten Ansturm von Quelle-Arbeitslosen in Nürnberg auf Hochtouren. Bereits am Freitag soll es eine Info-Börse für die rund 120 Auszubildenden des insolventen Versandhauses geben, wie der Sprecher der Nürnberger Arbeitsagantur, Matthias Klar, am Donnerstag sagte. Vom kommenden Montag an werden dann die Mitarbeiter in einer eigens eingerichteten Außenstelle im Quelle-Versandzentrum in Fürth betreut. Die Bundesagentur rechnet mit bis zu 4.000 Menschen, die zum 1. November in die Arbeitslosigkeit gehen.

Zunächst gehe es darum, die Betroffenen zu registrieren, damit umgehend das Arbeitslosengeld ausbezahlt werden kann, sagte Klar. "Das wollen wir bis Ende der kommenden Woche abschließen." Zugleich sollen erste Informationsveranstaltungen stattfinden. Danach werden Einzelgespräche mit den Arbeitslosen anlaufen.

Die Quelle-Mitarbeiter erleben nach den Worten des Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats, Ernst Sindel, derzeit viel Solidarität. Firmen und Unternehmen böten Arbeit an. "Wir werden alles nutzen", sagte Sindel am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Man dürfe aber nicht verschweigen, dass nur Teile der Belegschaft wieder vermittelt werden könnten. Sindel sagte, es gebe eine tiefe Betroffenheit in der Belegschaft. Nötig seien jetzt Fortbildung und Betreuung, aber auch psychologische Hilfe.

Insolvenzverwalter weist Vorwürfe zurück

 

Der Quelle-Insolvenzverwalter hat die Vorwürfe über mangelnde Transparenz beim Bieterverfahren für das insolvente Versandhaus zurückgewiesen. Die beteiligten Ministerien und Gremien seien die ganze Zeit über den aktuellen Stand informiert gewesen, sagte Thomas Schulz, der Sprecher von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Lediglich in den letzten Stunden, als der Verkaufsprozess überraschend an Finanzierungsfragen scheiterte, sei es aus Zeitgründen nicht mehr möglich gewesen, alle Beteiligten zu informieren.

Die bayerische Arbeitsministerin Christine Haderthauer (CSU) hatte den Verkaufsprozess als intransparent bemängelt und gesagt, es seien viele Fragen an den Insolvenzverwalter offen. Auch Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di äußerten sich ähnlich.

Bei Quelle gehe es nun darum, den Ausverkauf zu organisieren, sagte Schulz. "Das ist eine Riesenaufgabe. Wir müssen Klarheit darüber gewinnen, wie man den Ausverkauf von 18 Millionen Warenteilen auf 25.000 Paletten in die Tat umsetzen kann." Noch stehe nicht fest, wie viele Mitarbeiter man dafür in den kommenden Wochen noch brauchen werde. Die erste Schätzung gehe von rund 3.000 Beschäftigten aus.

Für die Filetstücke von Quelle wie das Auslandsgeschäft gebe es eine Reihe von Interessenten. "Die Drähte laufen heiß", sagte Schulz. Der Insolvenzverwalter spreche mögliche Investoren an, andere Interessenten meldeten sich von selbst. Quelle ist Marktführer im Versandhandel in einer Reihe von osteuropäischen Märkten. Als interessante Unternehmensteile gelten daneben die Call Center, der Technische Kundendienst Profectis und der Homeshopping-TV-Sender HSE24. (APA)