Ob das ein "Gespräch" war, wird von beiden Seiten unterschiedlich dargestellt.

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Jerusalem - Eine Vertreterin der israelischen Atombehörde und ein iranischer Repräsentant haben sich Ende September in Kairo über eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten ausgetauscht. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Yigal Palmor, bestätigte am Donnerstag, ein solches Gespräch habe stattgefunden. Es wäre das erste dieser Art seit der Islamischen Revolution 1979. Der Iran wies die Angaben jedoch zurück.

Nach Informationen der israelischen Tageszeitung Haaretz nahmen an den Gesprächen von israelischer Seite eine Abteilungsleiterin der israelischen Atomenergiekommission, Meirav Zafary-Odiz, und von iranischer Seite der Botschafter bei der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien, Ali Asghar Soltanieh, teil. Der Austausch fand - im Rahmen einer Konferenz der Internationalen Kommission für atomare Nicht-Weiterverbreitung und Abrüstung (ICNND) - am 29. und 30. September bei drei Sitzungen im Hotel Vier Jahreszeiten in Kairo statt.

Wie das staatliche iranische Fernsehen auf seiner Internetseite berichtete, dementierte der Sprecher der iranischen Atombehörde, Ali Shirzadian, die Angaben über die Gespräche mit Israel. Er sprach von einem "Akt der Propaganda" . "Die Berichte in dieser Sache sind reine Lügen, und es hat kein Treffen in Kairo gegeben" , so Shirzadian. Bei dem Haaretz-Bericht handle es sich um psychologische Kriegsführung. Ziel der "Operation" sei es, die derzeit laufenden Wiener Gespräche über eine nukleare Zusammenarbeit von Russland und Frankreich mit dem Iran zu untergraben.

"Es gab in einem regionalen Zusammenhang mehrere Treffen zwischen einer Vertreterin unserer Kommission und einem iranischen Regierungsvertreter" , sagte die israelische Sprecherin der Atomenergiekommission, Jael Doron. Es habe aber keine direkte Interaktion zwischen den beiden gegeben. "Er hat gesprochen, sie hat gesprochen, aber es gab keinen Dialog. Die Treffen fanden hinter verschlossenen Türen statt" , sagte Doron. Weitere Einzelheiten könne sie nicht mitteilen. Ohnehin sei ursprünglich absolute Vertraulichkeit vereinbart worden, die aber von dritter Seite durchbrochen worden sei. Haaretz berichtete, dass die australische Tageszeitung The Age aus australischer Quelle Informationen über das Treffen erhalten haben soll.

Haaretz schrieb am Donnerstag, an der Konferenz unter australischer Schirmherrschaft hätten auch Repräsentanten der Arabischen Liga, Jordaniens, Ägyptens, Tunesiens, der Türkei, Marokkos, der Arabischen Emirate, Saudi-Arabiens sowie europäische und US-Vertreter teilgenommen.

"Hat Israel Atomwaffen?"

Bei den Debatten sei es um die Möglichkeit gegangen, den Nahen Osten zur atomwaffenfreien Zone zu erklären und die Verbreitung von Atomwaffen in der Region zu verhindern. Laut Haaretz habe Soltanieh Zafary-Odiz direkt gefragt: "Hat Israel Atomwaffen oder nicht?", worauf Zafary-Odiz lediglich mit einem Lächeln reagiert haben soll. Später stellte sie Fragen an den Iraner, der erklärte, das Raketenarsenal Teherans sei nur defensiv, und seine Regierung sei nicht gegen Juden, sondern gegen den Zionismus. Israel verstehe die Mentalität des iranischen Regimes nicht. Zafary-Odiz sagte laut Haaretz, dass in drei Jahrzehnten vier Länder der Region ihr Bekenntnis zur Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen gebrochen hätten: Iran, Irak, Libyen und Syrien. (AFP, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2009)