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Foto: APA/Hans Klaus Techt

Die ersten Skigebiete haben aufgesperrt, die Seilbahnen haben mehr investiert als erwartet. Die Wintersaison wird aber härter denn je. Die Urlauber sparen. Die Industrie und der Handel strecken sich nach der Decke. 

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Den Sieg im Rennen um das erste Skigebiet außerhalb der Gletscherzone, das vor Beginn der Wintersaison aufsperrt, hat sich Kärnten gesichert. Zwar war mit dem Wildkopflift auf der Turrach am vergangenen Freitag nur ein Schlepper in Betrieb. Für die Pole Position reichte es. Die Schladminger Planai, die am Samstag und damit so früh wie nie aufsperrte, hatte das Nachsehen.

Was die Turrach mit ihrer Pole Position macht, steht heuer weniger denn je in ihrem Einflussbereich. Touristiker rechnen mit einer harten Saison. "Dieser Winter wird die Nagelprobe, wie stark die Branche an der Krise nagen muss", sagt Egon Smeral, Tourismusexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts, dem Standard.

Der Wirtschaftsforscher erwartet weniger einen dramatischen Einbruch bei den Nächtigungen ("ein Minus von zwei bis drei Prozent ist realistisch"), er rechnet vielmehr mit einem äußerst sparsamen Verhalten der Mehrzahl der Wintergäste. Smeral: "Schon im Sommer war eine Verschiebung von den Hotels zu Ferienwohnungen mit eigener Kochgelegenheit feststellbar. Das wird sich im Winter noch verstärken."

Die Seilbahnwirtschaft lässt sich von den düsteren Prognosen nicht verdrießen. Vor Beginn der längsten Skisaison seit langem wurden heuer 550 Mio. Euro investiert, um fünf Prozent mehr, als im März geschätzt worden war. "Das war auch für uns überraschend", sagte der Geschäftsführer des Fachverbands Seilbahnen, Erik Wolf. 264 Millionen Euro wurden in neue Aufstiegsanlagen investiert, 163 Mio. Euro in Beschneiungssysteme.

Skihandel auf der Bremse 

Der Skihandel hat heuer vorsichtig disponiert. Der Winter 2005/06 war für die Branche eine "fette Saison", 2006/07 hingegen eine Katastrophe mit der Folge, dass Berge an Skiern die Lager verstopften.

"Das hat sich gebessert, der Lagerbestand im Handel hat sich deutlich reduziert", sagt Head-Konzernchef Klaus Hotter. Head produziert im Vorarlberger Kennelbach seine hochpreisigen Skier, die Massenware inklusive Einstiegsmodelle werden im tschechischen Budweis erzeugt. Franz Föttinger, Chef von Fischer Ski, ist "vorsichtig optimistisch". Nach 133,6 Mio. Euro Umsatz habe man heuer 125 Mio. Euro budgetiert.

Im vorigen Winter wurden in Österreich insgesamt 334.000 Paar Ski verkauft, knapp zehn Prozent weniger als im Winter davor. Damit war Österreich negativer Ausreißer in Europa. Gründe dafür sieht Hotter in kürzeren Skiurlauben und einer Verlagerung des Skiverkaufs in Herkunftsländer der Skifahrer. Nicht zu vergessen sei das wachsende Verleihgeschäft.

Viel zu verdienen ist für Händler mit den Brettln ohnehin nicht. Denn was für Lebensmittelketten die Bierkisten, sind für Sporthändler die Skier: günstige Lockartikel. Das Geld liegt vielmehr in Zusatzausrüstung, wie Helme und Brillen. Insgesamt seien die Bestellungen heuer um gut 30 Prozent zurückgegangen, sagt Handelsobmann Fritz Aichinger. Der Einzelhandel überträgt das Risiko lieber auf Vorlieferanten - nachbestellen könne man schließlich immer noch.

Unterm Strich schlug sich der Sporthandel seit Jänner gut. Die KMU-Forschung errechnete im ersten Halbjahr ein reales Plus von 2,4 Prozent. Der Winter sorgt traditionell für 60 Prozent des Gesamtgeschäfts. Zumindest das Niveau des Vorjahres werde sich heuer sicher ausgehen, sagt Aichinger. (Günther Strobl, Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.10.2009)