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Wissenschafter bestaunen eine Projektion des posthumen Medienstars "Ida"

Foto: APA/EPA

New York - Es ist noch kein halbes Jahr her, dass das Primaten-Fossil "Ida" mit großem medialen Aufwand der Öffentlichkeit präsentiert wurde; begleitet von einer für die Paläontologie beispiellosen Werbekampagne verstieg man sich in Spots sogar zu Bewertungen wie der, dass die Entdeckung des Fossils das bedeutendste wissenschaftliche Ereignis seit der Mondlandung sei. Bei dem 47 Millionen Jahre alten Primatenweibchen könne es sich um die älteste bekannte Verwandte der Primatenlinie, aus der sich später auch der Mensch entwickelte, handeln. Nicht unsere Ahnin zwar (soviel wurde immerhin eingeräumt), aber eine Art Ururur-usw.-urgroßtante des Menschen.

Doch skeptische Stimmen ließen nicht lange auf sich warten, und die werden nun erneut bestätigt. "Ida" sei im Stammbaum so weit von unseren direkten Vorfahren entfernt, wie es ein Primat nur sein könne, stellte Erik Seiffert von der Stony-Brook-Universität in New York klar.

"Idas" Geschichte

"Ida" wurde 1983 von einem privaten Sammler in der Grube Messel in Südhessen entdeckt. Es handelt sich um das versteinerte Skelett eines katzengroßen Primaten mit langem Schwanz. Bis 2007 blieb es in Privatbesitz, dann wurde es an die Universität von Oslo verkauft. Der norwegische Paläontologe Jörn Hurum stellte den Fund, den er nach seiner Tochter benannte, im Mai öffentlich vor. Schon damals bezweifelten Experten Hurums Schlussfolgerung, dass "Ida" - mit wissenschaftlichem Namen Darwinius masillae - eine relativ nahe Verwandte von Mensch und Affe sei.

Seiffert und seine Kollegen verglichen nun 360 anatomische Kennzeichen von 117 lebenden und ausgestorbenen Primaten-Arten, um einen Stammbaum aufzustellen. Sie kamen zu dem Schluss, dass "Ida" nicht zu den Trockennasenaffen gehörte, zu denen etwa Menschenaffen und Menschen zählen. Vielmehr sei "Ida" eher den Feuchtnasenaffen, der urtümlicheren Schwestergruppe zu unserer eigenen, zuzurechnen - also der Verwandtschaft von Lemuren und Loris. Diese neuen Erkenntnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Nature" veröffentlicht.

Hurum erklärte, er begrüße die neue Studie. Er freue sich, dass eine wissenschaftliche Diskussion darüber in Gang gekommen sein, an welcher Stelle "Ida" in der Ahnenreihe der Primaten eingeordnet werden könne. (AP/red)