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"Der Mann aus der Pfalz": Helmut Kohl.

Foto: APA/epa/Andreas Altwein

Ganz versonnen blickt der beleibte Mann auf die Zierfische und kommt zum Schluss, dass es im Aquarium seines Bonner Kanzlerbungalows nicht anders zugeht als in der Politik: "Fressen oder gefressen werden."

Er ist ein wenig banal, dieser zentrale Satz aus dem ZDF-Spielfilm über den deutschen Ex-Kanzler Helmut Kohl. Und dennoch so unglaublich treffend. 90 Minuten lang zeigte "Der Mann aus der Pfalz" am Dienstagabend den Machtmenschen Kohl, und dieser Film sagt mehr aus als so manches Porträt des Kanzlers der Einheit.

Erfreulicherweise versuchte Regisseur Thomas Schadt erst gar nicht, das ganze Leben Kohls, all die Skandale, Ehrungen und Geschichten, in eineinhalb Stunden zu packen. Gezeigt wurde, wie der junge Kohl in den 1960er-Jahren in Rheinland-Pfalz Karriere machte und wie er 1989/90 innerparteiliche Orkane überstand und beherzt nach der Einheit griff.

Stephan Grossmann spielt den jungen Kohl, Thomas Thieme den älteren. Beide leisten Großartiges. Beiden gelingt es, diese unglaubliche physische und psychische Präsenz des Machtkolosses in jeder Sekunde darzustellen. Politische Mitstreiter, internationale Kollegen, auch Ehefrau Hannelore und Kohls Ärzte werden zu Statisten degradiert. Ihnen gesteht Kohl nur eine Rolle zu: ihm bei der Verwirklichung seiner Ziele und dem Machterhalt zu dienen.

Gesundheitlich schwer angeschlagen schleppt er sich 1989 auf einen Parteitag und sitzt einen Putsch gegen ihn einfach aus. Verdichtet wird dieser immerwährende Kampf durch Originalbilder. Was man dort nicht sieht, spielt der Film geschickt ein: Seine innere Einsamkeit, etwa wenn er Generalsekretär Heiner Geißler feuert, bekämpft Kohl mit Schokolade. (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 22.10.2009)