Die Debatte um Gewalt in Computerspielen hat einen Gipfel der Skurrilität erreicht, als Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Ego-Shooter mit Drogen und sogar mit Kinderpornographie verglichen hat. Bei solchen Aussagen wird klar, welche Welten zwischen politischem Spiel mit Meinungen und ihrem oft noch dünnen wissenschaftlichen Nährboden liegt.

Das Tragische dabei ist: Solche Aussagen quetschen nicht nur ein paar Wählerstimmen aus jenem Gesellschaftsteil, der wenig Berührungspunkte zu digitalem Leben haben. Bei derartig polarisierenden Themen tragen solche Provokationen dazu bei, nachhaltig Gräben durch die Gesellschaft zu ziehen. Deutsche Spieleverbände fordern eine offizielle Entschuldigung des Ministers. Aber selbst, wenn er sich dazu hinreißt, würde eine solche Erklärung weit wenig stark in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden als seine populistischen Vergleiche.

Dem populistischen Alles-in-einen-Topf werfen, sollte ein analytischer Blick auf die Problematik entgegengesetzt werden. Dass zwischen Kinderpornos und Computerspiele ein Unterschied besteht ist ja auch für ungeübte Denker noch relativ leicht nachvollziehbar. Andere Sachen sind für fernstehende Beobachter schwerer zu unterscheiden.

Einer dieser nicht wahrgenommener Unterschiede verhilft Gegnern von Ego-Shootern besonders oft zu einem Argument: Videospiele werden häufig mit computergestützten militärischen Simulationen verwechselt, die eine Tötungshemmung senken sollen. Bücher wie jene des US-Militärpsychologen Dave Grossman ("On Killing", "On Combat") oder Phänomene wie "America‘s Army" (Bild), das Werbespiel für die US-Armee, halten oft als Grundlage für derartige Argumentationslinien her. Warum solche Vorurteile so nicht haltbar sind, erklärt etwa der Wiener Computerspielforscher Michael Wagner in einem seiner Aufsätze, welcher hiermit empfohlen sei:
http://www.gamestudies.at/2009/03/zum-mythos-der-t%C3%B6tungshemmung.html