Betrogene Anleger des Milliardenschwindlers Bernard Madoff verklagen nun auch renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Bankhäuser. Angeblich hat Madoff prominente Handlanger gehabt.

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New York - Der größte Betrugsfall an der Wall Street weitet sich aus: Geschädigte Anleger des Milliardenbetrügers Bernard Madoff verklagen nun die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sowie die Geldhäuser JPMorgan Chase und Bank of New York Mellon.

Die bei einem New Yorker Gericht eingereichte Klageschrift beschuldigt die drei Unternehmen, eine zentrale Rolle im Betrugsfall gespielt zu haben. Der Klageschrift zufolge soll JPMorgan Chase Madoff geholfen haben, fast sechs Mrd. Dollar an Anlegergeldern zu waschen. KPMG werde vorgeworfen, das betrügerische Verhalten in Madoffs britischer Firma nicht auffliegen lassen zu haben. KPMG hatte die Bücher von Madoff Securities International Ltd geprüft.

Drogen, Frauenmissbrauch

In der Klage heißt es zudem, in der Firma Bernard L. Madoff Investment Securities LCC in New York seien der Missbrauch von Frauen und Drogen üblich gewesen. Der Drogengebrauch in den Büros sei als weitverbreitet beschrieben worden und die Räume mit Blick auf den Kokaingebrauch bei Partys als "Nordpol" bezeichnet worden.

KPMG und JPMorgan Chase lehnten ebenso eine Stellungnahme ab wie die Bank of New York Mellon. Massachusetts Mutual Life Insurance, Muttergesellschaft von Oppenheimer und Tremont Fonds, erklärte, energisch gegen die Vorwürfe vorzugehen.

Auch in Europa formieren sich die Geschädigten. Laut Handelsblatt erhebt die belgische Investorenvertretung Deminor schwere Vorwürfe gegen die Großbanken UBS und HSBC sowie gegen die Thybo Advisory Sam, ein Unternehmen der Thyssen-Familie. "UBS und HSBC hätten wissen müssen, dass die Anlage der Madoff-Fonds illegal war" , sagte Anwalt Erik Bomans. Denn Madoff habe nicht nur Kundengelder in seine Fonds geleitet, er habe auch als Sub-Treuhänder für die UBS agiert, schreibt das Handelsblatt. Treuhänder aber sollen Investmentmanager kontrollieren.

Deminor vertritt rund 800 Madoff-Investoren, die rund 220 Millionen Euro verloren haben. Deminor wirft den Depotbanken UBS und HSBC vor, die Madoff-Fonds Lux Alpha, Lux Invest und Herald Lux nicht pflichtgemäß geprüft und damit den Betrug erst ermöglicht zu haben. Anfang der Woche hat Deminor laut Handelsblatt Klage gegen die UBS wegen der Falschauskünfte eingereicht. Die UBS wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern, da man die Klage nicht kenne, so eine Sprecherin. Madoff war im Dezember aufgeflogen und hat sich schuldig bekannt, ein gigantisches Schneeballsystem betrieben zu haben. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.10.2009)