"Unsere kleine Farm". Kann sich jemand nicht daran erinnern? An die vielen Episoden aus dem Leben einer tiefgläubigen Familie, die in den 80ern des 19. Jahrhunderts zusammenhält; komme, was da wolle, ob es nun Ränkespiele der Kaufmannsfrau samt Tochter oder die tragische Erblindung der ältesten Tochter sei? Standhaftigkeit, Glaube, Bescheidenheit, Hoffnung und Disziplin - das waren die Ingredienzien, die in den 70ern und frühen 80ern das Fernsehpublikum an dem "Little House in the Prairie" begeisterte, in dem brav durchgespielt wurde, wie Familie und Zusammenleben generell funktionieren kann und soll. Nicht zuletzt durch den gläubigen, starken, aber liebevollen Familienvorstand, der vier Töchter zeugte und etliche weitere in den Verbund aufnahm, um sie unter seinen Fittichen zu guten Menschen heranwachsen zu lassen. Ein Messias in Gestalt des Michael Landon, rückengestärkt durch Ehefrau und Lehrerin, Rolemodel für zwei ihrer Töchter, die ebenfalls den Lehrberuf ergreifen.

Die Geschichte der Ingalls-Familie wurde weder aus Sicht des Vaters noch der Mutter erzählt, und insofern ist die eigentliche Hauptfigur Tochter Laura, der "Wildfang". Gespielt wurde die Rolle dieser zweitältesten Tochter von Melissa Gilbert, die damit einige Auszeichnungen wie den Young Actors Award einfuhr und ein Everybodys Darling in den USA wurde. Und Melissa hat eine Schwester namens Sara, die auch eine Fernsehkarriere hingelegt hat, zwar nicht ganz vergleichbar mit jener ihrer Halbschwester - Melissa bekam als jüngster Star einen Stern am Hollywood Walk of Fame (bis die Olsen Zwillinge Ashley und Mary-Kate aus "Full House" ihr hier den Rang abstöckelten) - aber doch unvergessen. Ist Ihnen nach diesem Schachtelsatz inzwischen eingefallen, wen Sara in welcher Serie gab?
Sara Gilbert (geborene Abeles), spielte neun Jahre lang die Darlene Conner-Healy in "Roseanne", genau. Einen Tomboy mit künstlerischen Ambitionen inmitten dieser ArbeiterInnen-Familie in Illinois der ausklingenen 80er bis 90er, in der alle ihren Platz fanden und beinahe auch jedes gesellschaftspolitische Thema, das in der damaligen Fernsehlandschaft noch tabuisiert war: Sex - Homosexualität, Selbstbefriedigung und Underage -, Substanzabhängigkeiten, Rassismus, Armut, Feminismus.

Als Sprösslinge einer Showbiz-Familie waren beide Schwestern schon von frühster Kindheit auf vor der Kamera im Einsatz. Mit den langlebigen Rollen der Laura/Darlene spielten sie sich ins Publikumsgedächtnis und schafften im Gegensatz zu anderen Kinderstars ohne gröbere Abstürze einen sanften Übergang ins Erwachsenenfach - wenn auch ohne jemals ein derart großes Renommee zu erreichen. Heute gilt Melissa (45) als die US-"Königin der TV-Filme und Mini-Serien". Immer wieder absolviert sie Gastauftritte in Serien, zuletzt in "Nip/Tuck" als Patientin mit Nippel-Problemen. Zudem hat sich Melissa 2001 bis 2005 als Präsidentin der US-FilmschauspielerInnengewerkschaft Screen Actors Guild bewährt. Verheiratet ist die zweifache Mutter mit "Agentin mit Herz"-Star und "Babylon 5"-Kollege Bruce Boxleitner.

Sara (34) gelang es trotz "Roseanne"-Engagements, an der Yale University Kunst mit Schwerpunkt Fotografie zu studieren. Auch sie konnte immer wieder TV-Rollen ergattern, zuletzt eine wiederkehrende bei "ER" ("Emergency Room") und jüngst in der - von manchen stark ans Herz gelegten - Sitcom "Big Bang Theory" mit Johnny Galecki - der bei "Roseanne" ihren Freund und späteren Ehemann David spielte. Diese Rolle scheint eine dauerhafte Angelegenheit zu werden. Neben ihrer Schauspiel-Tätigkeit hat sich Sara bereits als Drehbuchautorin und Regisseurin versucht. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Allison Adler hat Sara zwei Kinder.

Von beiden darf man sich immer wieder Mal Sehenswertes erwarten; besonders von Sara, die mit Adler eine namhafte Macherin an ihrer Seite hat - die hat u.a. "Veronica's Closet" mit Kirstie Alley oder "Commander in Chief" mit Geena Davis als erster US-Präsidentin produziert, Formate mit queerer Schlagseite und starken weiblichen Charakteren. (bto/dieStandard.at, 18.5.2009)