Für Rogoff sind diese Profite in Wirklichkeit ein Krisenzeichen: Die Banken profitieren vom spottbilligen Geld, das die Notenbanken zur Verfügung stellen, und den impliziten Garantien aller Regierungen gegen einen möglichen Kollaps. Mit diesen Privilegien im Rücken können die Banken wieder Risiken eingehen, die ein sorgfältiger Kaufmann vermeiden würde. Sie können auf Teufel komm raus spekulieren. Und wie man weiß, geht dies eine Zeitlang meist gut.

Willkommen in der Welt des Moral Hazard: Genauso wie Autofahrer schneller fahren, wenn ihre Autos dank Airbags und anderen Technologien sicherer werden, steigt die Risikobereitschaft, wenn jemand anderer die Verluste übernimmt. Versicherungen wissen das: Sie pochen auf Selbstbehalte und zahlen nicht bei Fahrlässigkeit. Doch die Regierungen haben Moral Hazard entweder nicht begriffen oder bei der Bekämpfung der Finanzkrise einfach ignoriert.

Die Folge ist, dass die Fehler von früher nun sich zu wiederholen drohen, und möglicherweise noch stärker auftreten werden. Bis 2008 mussten Banken zumindest bangen, ob sie im Notfall aufgefangen werden. Jetzt wissen sie es mit Sicherheit. Das verleitet zur – kurzfristig profitablen – Unvernunft, die früher oder später in die nächste Finanzkrise münden wird.

Als Lösung schlägt Rogoff eine sofortige Verschärfung der Regulierung vor, vor allem aber eine Erhöhung der Mindestkapitalanforderungen. Dagegen werden die Bankenlobbys in den USA und Europa wettern und es mit allen Kräften verhindern. Man dürfe doch nicht ihre Profitabilität reduzieren, denn das würde der gesamten Wirtschaft schaden, werden sie sagen.

Aber genau das muss den Regulatoren gelingen: Die Supergewinne der Banken sind brandgefährlich.