Wenn mehr Geld gedruckt wird, steigen bekanntlich die Preise; und dies werde den Regierungen in Zukunft nur recht sein, weil durch höhere Inflation ihre riesigen Schuldenberge rasch dahin schmelzen werden. Sie raten nun zu Gold und Immobilien, die bei hoher Inflation ihren Wert behalten.

Diese Warnungen klingen plausibel. Nur eines sollte dabei stutzig machen: Von Inflation ist derzeit weltweit keine Spur. Im Gegenteil: Die Preise sind so unter Druck, dass überall die Angst vor Deflation vorherrscht. Wo soll die vorhergesagte Inflation denn herkommen?

Die monetäre Expansion der Notenbanken kann es nicht sein, denn die federt nur das tatsächlichen Schrumpfen der Geldmenge durch den Rückgang der Kreditvergabe ab. Die Fed mag US-Staatsanleihen und andere Papiere derzeit kaufen, aber sie kann sie jederzeit wieder verkaufen und damit wieder Geld aus dem Markt nehmen. Und das wird sie auch tun, sobald sich die Kreditmärkte normalisieren. Milton Friedmans Monetarismus hat sich in der Praxis als unzulänglich erwiesen: Geldmengenwachstum ist nur einer von mehreren Faktoren, der die Inflationsrate bestimmt.

Und was ist mit den Budgetdefiziten? Auch hier gibt es keinen Inflationsautomatismus. Die USA können höhere Staatsschulden problemlos bedienen und müssen nicht zur Druckerpresse greifen. Hyperinflation entsteht nur in Staaten, wo die Regierungen keine Kreditwürdigkeit haben und dennoch mehr ausgeben als einnehmen. Wenn die Krise vorbei ist, werden die Industriestaaten ihre Defizite wieder zurückfahren – und damit das Inflationsgespenst bannen.

Ein Szenario mit höhere Inflation ist allerdings vorstellbar: Wenn bei einem schwachen Aufschwung der Ölpreis bereits stark steigt, dann entsteht ein Preisdruck, dem die Notenbanken nicht mit Zinserhöhungen entgegentreten würden, weil sie Angst hätten, das Wachstum abzuwürgen. Die Folge wären Inflationsraten um die fünf Prozent so wie im Vorjahr – unangenehm, aber ebenfalls kein Grund zur Panik.