In Österreich werde es dem Rassismus leichtgemacht, sagt Dieter Schindlauer, Obmann der Antirassismusgruppe Zara, die vergangenen Freitag ihren Report 2008 über vorurteils- und hassbedingte Übergriffe (http://www.zara.or.at) präsentiert hat. Denn obwohl jeder, der hier wohnt, arbeitet, einkauft und öffentliche Verkehrsmittel benutzt, inzwischen mitbekommen haben dürfte, dass dieses Land ein Einwanderungsland ist, werde dieser Umstand in weiten Teilen der Politik und der Gesellschaft nicht offen ausgesprochen.

Deshalb, meint Schindlauer, könnten sich viele in der (für sie) Hoffnung wiegen, dass der unübersehbare Zustand der Vielfalt nur ein Ausnahmezustand sei. Dass also – im Klartext - die vielen "Ausländer" eines Tages alle wieder verschwinden und das Land in seinen ursprünglichen almdudlertrunkenen und lodenmantelgrünen Zustand zurückkehren wird. Den es so übrigens nie gab, aber bitte.

Hört sich krass an? Könnte aber etwas dran sein. Denn in vielen Schilderungen ausländerfeindlicher Übergriffe aus dem neuen Zara-Report nimmt die Aufforderung an den "Fremden", wieder dorthin zurückzugehen, wo er oder sie angeblich herkommt, eine zentrale Rolle ein: vom Verbalangriff Jugendlicher in der U-Bahn auf ein kleines schwarzes Mädchen zur Schimpfkanonade einer "Hiesigen" auf eine muslimische Kopftuchträgerin in einem Grazer Bekleidungsgeschäft, dass sie doch zum "Mufti heimkehren" solle – dem folgenden minutenlangen Streit haben Verkäufer wie Kunden übrigens kommentarlos zugehört.

Somit würde vielen angestammten Österreichern – oder solchen, die sich dafür halten - die Einsicht fehlen, dass die "Fremden" inzwischen großteils Hiesige geworden sind. Weshalb nicht diskutiert werden könnte, wie mit dieser Situation sinnvoll und konstruktiv umzugehen ist. Und sich tatsächliche Problemfelder (etwa die Perspektivlosigkeit junger Männer der 2. und 3. Einwanderergeneration mit all ihren Folgen) mit Unvermeidlichem (etwa, dass man Tür an Tür mit Schwarzen oder auch Kopftuchträgerinnen wohnt) zu einem bedrohlichen Grundgefühl mischen.

Wenn das stimmt, sind klare Worte überfällig. Das Missverständnis vom Ausnahmezustand müsste dringend aufgeklärt werden, um eine immer tiefere Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Denn die Einwanderung nach Österreich wird auch künftig nicht enden, selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht.

Irene.Brickner@derStandard.at