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Hans Dichand.

Foto: APA/Pfarrhofer

Das muss gefeiert werden. Einige Wochenenden ließ er die Melange kalt werden, diesmal war er wieder an der Tränke von Nadia Weiss. Und wie! Die Visionen, die er im "Krone"-Beiheft "Live" versprühte, hatten fast schon den Charakter eines politischen Testaments, das sozialdemokratischen Erbschleichern die Hoffnung verheißt, endlich werde eine Sickerwirkung des Faymann- Gusenbauer-Briefes erkennbar. Schließlich hat es seither Zweifel an dessen Überzeugungskraft gegeben. Es hat schon eines mehrwöchigen inneren Anlaufs bedurft, um endlich loszuwerden, was dem sehr geehrten Herrn Dichand lange auf der Seele gelegen sein musste. Sie wollten heute über den Zustand der Sozialdemokratie sprechen, ahnte die Interviewerin einiges von dem Dampf, der in diesem politischen Kopf nach Ablassung zischte, und kam sofort zum Wesentlichen: Waren Sie jemals ein Genosse?

Weit davon entfernt, diesen Tritt ins Intimnäpfchen übel zu nehmen, schien Dichand geradezu erleichtert, bei gegebenem Zustand der Sozialdemokratie endlich sein schier ewiges Naheverhältnis zu diesem offenzulegen. Schon früh habe er in den Slums von Graz mit den Kindern, die alle aus sozialdemokratischen oder kommunistischen Haushalten kamen, gelebt und gespielt. Eine frühe Verbindung, die beinahe an schweren ideologischen Differenzen gescheitert wäre. Am Anfang war das schwierig, weil ich einen Bubikopf hatte. Aber ich war dann doch ein Verbündeter von ihnen, nachdem ich mir eine andere Frisur zugelegt hatte. Eine Flexibilität, die darauf schließen lässt, dass er sich schon frühzeitig als Berufsrevolutionär mit Bubikopf keine großen Chancen ausrechnete, womit er Recht behalten sollte.

Legte er sich auch eine andere Frisur zu, konnte er sich doch mit den sozialdemokratischen Ideen anfreunden, wenn auch nur innerhalb der Grenzen eines moderaten Haarschnitts. Mich hat die Kraft, die von der Sozialdemokratie ausgegangen ist, sehr beeindruckt. Das ist bis heute so geblieben. Ich bin kein Sozialdemokrat geworden, aber einer, der viel Verständnis für das hat, was sie für Haltungen haben oder in erster Linie, wie man heute sagen muss, haben sollten.

Vor allem dazu, was sie für Haltungen haben sollten, lässt er es nicht an Anregungen fehlen. Kreiskys These "lieber mehr Schulden als mehr Arbeitslose" ist ein sozialdemokratischer Grundgedanke, nach dem sich die Parteien, die jetzt in vielen Ländern katastrophal verlieren, richten müssen - aber halt anders. In die Gegenwart übertragen, heißt das natürlich nicht mehr Schulden machen, sondern die Mittel des Staates besser verteilen, ihn mit Ehrlichkeit zu regieren. Damit meine ich, dass die Politiker die Kraft aufbringen müssen, die allumfassende Korruption zu unterbinden. Ich glaube, dass Geschäfte, wie sie bei der Buwog geschehen sein sollen, häufiger vorkommen, als man glaubt. So, wie er bis neulich einen Politiker glorifiziert hat, für den ein guter Tag mit der Unterbindung der allumfassenden Korruption, insbesondere bei der Buwog, zu beginnen pflegte, hätte eigentlich als Vorbild für Sozialdemokraten der Name Grasser fallen müssen. Es fiel aber ein ganz anderer. Gerade bei den Sozialdemokraten gibt es einige junge Funktionäre, an denen sich das Neue ankündigt. Eine davon ist die 28-jährige Laura Rudas, die an der Erlösung ihrer Partei arbeitet.

So rasch wechselt ein Herausgeber, der täglich an der Erlösung seiner Leser arbeitet, sein Erlösungspersonal.

Die Erlösung der SPÖ durch Laura Rudas wäre nach dieser Salbung so gut wie geritzt, ist aber ohnehin nicht mehr aufzuhalten, seit "Heute" am Montag dem Schwiegervater im Verständnis für das, was Sozialdemokraten für Haltungen haben, beigesprungen ist. In einer großen Umfrage wurden die "schönsten Staatsoberhäupter" der Welt gekürt. Wo und von wem, blieb offen, aber wir haben für sie das Ergebnis von "Hottest Heads of States" zusammengefasst. Österreich braucht sich dabei nicht verstecken: Der Kanzler kommt auf Platz 24.

Der Kanzler ist zwar kein Staatsoberhaupt, aber wir erfahren: Sein Lächeln lässt 148 Berufskollegen blass erscheinen, darunter Blässlinge wie Frankreichs Sarkozy und Italiens Berlusconi. Selbst Barack Obama liegt nur neun Plätze vor Faymann. Österreich hat Glück, dass nicht einer der Prölls, egal welcher, Staatsoberhaupt ist. Von denen hätte sich keiner zum 24. hottesten Head of States lächeln können. Wenn nicht noch zu viele Leser auf www.heute.at unpatriotisch mitstimmen, ist die Erlösung der SPÖ nicht mehr aufzuhalten. (Günter Traxler/DER STANDARD; Printausgabe, 20.10.2009)