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Kulturpolitik ist sehr oft – pardon, aber so sehen es leider viele Politiker – "Weiberkram": Zuständig sind auf Bundesebene unter anderem Claudia Schmied (als Ministerin), Silvia Fuhrmann (ÖVP) und Sonja Ablinger (SPÖ, Nachfolgerin von Christine Muttonen). In der Regel ist man oder frau auch nicht freiwillig kulturpolitisch tätig: Irgendjemand muss halt die lästigen Agenda übernehmen. Denn mit Kulturpolitik schafft man es nie in die "ZiB".

Marie Ringler hingegen, die Kultursprecherin der Wiener Grünen, ist keine Quereinsteigerin – und mithin eine echte Kulturpolitikerin. Noch dazu aus Überzeugung. Doch nun hat sie Konkurrenz bekommen: Am 15. November wählen die Wiener Grünen ihre Liste für die Gemeinderats- und Landtagswahl im Jahr 2010, und Alexander Spritzendorfer kandidiert – "mit meinem Themenschwerpunkt Kulturpolitik".

Schon sonderbar: Bei anderen Parteien finden sich nur Nachwuchskräfte (z.B. Stefan Petzner) für die Kulturpolitik. Bei den Wiener Grünen balgt man sich sogar darum.

Der Musikverleger, Künstlermanager und Plattenproduzent (Spray Records) Spritzendorfer tritt mit dem Ziel an, "den Wiener Grünen ein starkes und klares kulturpolitisches Profil zu verleihen". Als seine ungewöhnlichste beziehungsweise innovativste Idee bezeichnet er, "Kultur im Alltagsleben sicht- und hörbar machen", sprich: die Wiener U-Bahnen für Musiker und Künstler zu öffnen und den öffentlichen Raum durch die Kunst in Form von Installationen, Aktionismus, Malerei und Musik zu erobern.

Wow. Wenn dieses spritzige Statement das Ungewöhnlichste ist, was der Konkurrent zu bieten hat: Dann braucht sich Ringler, die mit Akribie die SPÖ-Kulturpolitik kontrolliert, nicht zu fürchten.

(Thomas Trenkler, derStandard.at, 17.10.2009)