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Vorerst 300.000 englische Titel und einige internationale Zeitungen: Amazons E-Book Kindle wird jetzt in 100 Ländern verkauft und über Mobilfunk mit Büchern beliefert.

 Knapp zwei Jahre nachdem Amazon sein elektronisches Lesegerät Kindle in den USA auf den Markt brachte, beginnt Amazon mit der Internationalisierung seines E-Book-Markts. Wie berichtet wird seit Montag, der Kindle in rund 100 Länder in aller Welt geliefert, darunter auch Österreich. Dazu gibt es ein aufgrund Lizenzbedingungen variierendes Angebot an Titeln, in Österreich vorerst rund 300.000.

289 Gramm

Die Entwicklung des internationalen Angebots sei komplexer, als nur das Gerät in all diese Länder zu liefern, erklärt Ian Freed, für das Kindle-Programm zuständiger Amazon-Vizepräsident im Gespräch mit dem Standard. Denn der Kindle ist das, was Technologieunternehmen gerne ein Ökosystem nennen: Das E-Book selbst, ein A5 großes, neun Millimeter dünnes und 289 Gramm schweres Lesegerät mit 6-Zoll-Display (15,2 cm) ist nur Teil einer größeren Kette. Die beiden wesentlichen Schritte, um damit ins "Ausland" (also außerhalb der USA) gehen zu können, seien Verträge mit Mobilfunkern, die Bücher "ausliefern" , sowie die internationalen Rechte für bereits eingestellte englische Titel.

60 Sekunden Lieferzeit

Wenn der Kunde einen Titel bei Amazon kauft, was über Kindle selbst oder die Amazon-Webseiten erfolgen kann, wird dieser über Mobilfunk innerhalb von rund 60 Sekunden auf das Gerät geladen. Die Gebühren dafür sind im Buchpreis enthalten, der Benutzer muss sich nicht um einen Mobilfunkvertrag kümmern oder auf Roaminggebühren achten. Auch wenn man im Urlaub Krimis nachlädt, fallen keine gesonderten Kosten an, wie es geplagte Handyfonierer bei Datendiensten im Ausland sonst gewohnt sind.

In gewisser Weise bleibt der Kindle in der internationalenStartphase ein Pilotprojekt: Sinnvoll nur für Menschen, die englische Titel lesen, auch wenn es im Zeitungsbereich aus fast allen europäischen Ländern Angebote gibt wie FAZ und Handelsblatt aus Deutschland. "Die drahtlose Technik zum Funktionieren zu bringen ist für uns die wesentlich größere Herausforderung als die Ausweitung auf weitere Sprachen" , sagt Freed. Jetzt könne man dies in Angriff nehmen, und er sei überzeugt davon, dass deutschsprachige Verlage so wie die englischsprachigen Interesse daran haben, ihre Bücher auch digital zu verkaufen, sobald sie sehen, dass der Kindle vom Publikum angenommen wird. "Kindle-Kunden kaufen dreimal so viele Titel wie andere."

Kopf-an-Kopf-Rennen

Seit Juni 2008 erfasst Amazon das Verhältnis von Print- zu Digitalversionen bei Büchern, die in beiden Varianten gibt; anfangs lag es bei 100:15, zuletzt bei 100:48. "Und seit wir mit der Auslieferung von Dan Browns ‚Lost Symbol‘ begonnen haben, gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Mal ist Print vorne, dann Digital."

240 Euro

Rund 240 Euro kostet der Kindle inklusive Zoll und Zustellung (der Versand erfolgt über den US-Händler, nicht aus Deutschland), Preise für Titel variieren, etwa 12 bis 14 Dollar für Titel der New York Times-Bestseller und Neuerscheinungen. Diese Titel kann man auf mehreren Kindles lesen (für den jeweils gleichen Besitzer), ca. 1500 Bücher passen auf ein E-Book, wobei Amazon alles für seine Kunden "aufhebt" , inklusive Notizen oder Lesezeichen, die auf alle verwendeten Geräte (auch auf das iPhone, für das es eine Kindle-Software gibt) synchronisiert werden. Auch eigene Dateien (z.B. PDF von Unterlagen) können über Kabel auf den Kindle geladen werden oder drahtlos über eine spezielle E-Mail-Adresse (für 67 Eurocent pro Datei). (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 10. Oktober 2009)