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Ein pakistanischer Bub, der mit seiner Familie vor der Offensive der Regierungstruppen in Südwaziristan geflohen ist, wartet auf einen Sicherheitscheck bei seiner Ankunft in Dera Ismail Khan.

Foto: AP/Ishtiaq Mahsud

Peshawar - 16.000 Menschen sind aus Südwaziristan geflohen, seit am Samstag die Kämpfe begannen. Bereits mehr als 100.000 Menschen haben die Region verlassen, seit vor einigen Wochen bekannt wurde, dass die pakistanische Regierung dort eine Offensive gegen die Taliban plant.

Pakistans Premierminister Yusuf Raza Gilani hat die internationale Gemeinschaft am Montag um finanzielle Unterstützung für die Nothilfe und den Wiederaufbau gebeten. Da der Winter bald einsetzen wird, droht eine humanitäre Katastrophe.

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Die Kämpfe in Südwaziristan gehen indes weiter. Die Regierungstruppen bezogen laut Armee rund um die Stadt Kotkai, die Heimatstadt von Hakimullah Mehsud, Stellung. Mehsud ist der Chef der extremistischen Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida von Osama bin Laden unterhalten und hinter einer Serie von Anschlägen mit mehr als 2300 Toten stecken sollen. Auch der Taliban-Führer Kari Hussain soll sich in Kotkai aufhalten.

Talibansprecher Azam Tarik sagte der Nachrichtenagentur AP, das Land werde "bis zum letzten Blutstropfen verteidigt" . Beobachter befürchten Anschläge der Terroristen in Städten und Selbstmordattentate auf die Nachschublinien der Armee. Immer wieder wird auch spekuliert, dass andere militante Gruppen den Taliban zu Hilfe kommen könnten, etwa aus Nordwaziristan oder aus dem benachbarten Afghanistan.

Konflikt kann sich ausweiten

Die pakistanischen Taliban sind enge Verbündete von Al-Kaida und extremistischen Gruppen im Punjab im Westen Pakistans. Auch diese Gruppen könnten neue Anschläge ausführen, um die pakistanischen Streitkräfte abzulenken.

Andere Beobachter befürchten, Terroristen könnten Anschläge in Indien planen, um Spannungen zwischen Indien und Pakistan zu verschärfen und die pakistanische Regierung unter Druck zu setzen. Nach Terrorattacken in Mumbai im November war es zu Spannungen zwischen den beiden Ländern gekommen, da die indische Regierung den pakistanischen Geheimdienst verdächtigte, die Terroristen unterstützt zu haben.

USA beobachten Offensive

Die USA beobachten die Offensive genau. In der Hauptstadt Islamabad erörterten Pakistans Premier Yusuf Raza Gilani und der Kommandant der US-Streitkräfte im Nahen Osten, General David Petraeus, am Montag die Sicherheitslage in der Region.

Auch US-Senator John Kerry ist am Montag zu Gesprächen mit Präsident Asif Ali Zardari, Ministerpräsident Gilani und Oppositionsführer Nawaz Sharif in Pakistan eingetroffen. Kerry will das US-Hilfspaket für Pakistan in Höhe von 5,04 Mrd. Euro gegen Kritik verteidigen.

Bereits im Frühjahr waren in Pakistan zwei Millionen Menschen vertrieben worden, als die Regierung eine Offensive gegen Talibankämpfer im Swat-Tal startete. Seit damals ist die Region wieder unter Kontrolle der Regierung.

In Südwaziristan kämpfen rund 28.000 Regierungssoldaten gegen 10.000 extremistische Taliban, etwa 1000 militante Usbeken und einige arabische Al-Kaida-Kämpfer. In der Region leben 500.000 Menschen, sie ist etwa halb so groß wie Tirol. (APA, AP, Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2009)