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"Skins"-Partys sind wahre Orgien. Diese Art des Feierns ist vor allem in Großbritannien, Frankreich und den USA verbreitet. Es sind Abende voll Alkohol, Drogen, wildem Knutschen und Sex.

Foto: REUTERS/Darren Whiteside

London/Paris/Wien - Sex, Drogen und Alkohol: Diese Zutaten für orgiastische Feiern gibt es bei "Skins"-Partys, die generell nichts mit kahlrasierten Köpfen zu tun haben, in hohen Dosen. In den vergangenen Jahren hat sich in Großbritannien, Frankreich und den USA eine Partyszene entwickelt, die sich deutlich von der verkommerzialisierten Clubbingszene abhebt. Jugendkulturforscher Philipp Ikrath ist davon überzeugt, dass diese Art des hemmungslosen Feierns unbemerkt auch in Österreich bereits zelebriert wird.

Inspiriert sind diese hauptsächlich in Privatwohnungen und -häusern steigenden Partys von der Fernsehserie Skins, deren Erstausstrahlung im Jänner 2007 auf Channel 4 erfolgte. Sie handelt von einer Gruppe junger Leute im englischen Bristol, die mit den Problemen Heranwachsender konfrontiert ist - und ausgelassen feiert.

In der Realität gehört zu den Feiern zunächst einmal, möglichst wenig möglichst originell am Leib zu tragen: Bikinis, bunte Unterwäsche, Masken oder Sonnenbrillen. Dann fließt viel Alkohol, auch Drogen sind im Spiel; und es wird heftig geknutscht - und mehr.

Die Besucherin einer "Skins"-Party in Paris beschrieb den Reiz dieser Feiern einem Redakteur der französischen Zeitungsbeilage Libération Next so: "Mir gefällt, dass man nicht beurteilt wird. Man gibt sein Ego, sein Bewusstsein, alle seine Klamotten an der Garderobe ab. Es ist ein Mix aus Drogen, Flirts, Sex, Empfindungen, die junge Menschen suchen - und alles an einem Abend."

Laurent, 20 Jahre alt, erzählt: "Es ist genial: Es gibt kein Denken, keine Schubladen, man ist nicht blasiert. Ich frage: ,Darf ich dich küssen?' Ob das Mädchen Ja oder Nein sagt, ist egal. Ich habe an diesem Abend sieben Mädchen geküsst." Die Partys werden über Online-Communitys wie Facebook organisiert. Laut Libération Next sind die Partygäste zwischen 16 und 22 Jahre alt und entstammen verschiedenen sozialen Milieus.

Jugendkulturforscher Ikrath würde die Altersgrenzen nicht so genau festlegen. Auch einen wilden Mix aus Partygästen verschiedener sozialer Schichten zweifelt er stark an: "Dass Originalität und Kreativität so eine wichtige Rolle spielen, deutet darauf hin, dass eher bildungsnahe Schichten diese Partys feiern", sagt er.

Dass sie das tun, ist seiner Meinung nach "eine Reaktion auf das zunehmend durchgestylte Feiersystem, auf die durchkommerzialisierte Feierwelt". Jene Feierwelt, die ebenfalls stark von einer Fernsehserie geprägt wurde - nämlich Sex and the City, in der das Zelebrieren des Auf-die-Piste-Gehens zur Perfektion getrieben wird.

Derzeit verlagere sich das Feiern generell wieder mehr nach Hause, sagt Ikrath. Inzwischen versuchen auch professionelle Eventveranstalter, mit als "Skins"-Partys deklarierten Feten Geld zu machen. Ein New Yorker Veranstalter wirbt für seine Events mit bis zu 200 Gästen mit den Worten "Das ist keine Sex-Party, aber wir versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, die unsere Gäste dazu ermutigt, sich fallen zu lassen". Ikrath glaubt, dass bei solchen Events lediglich "mit Ruchlosigkeit kokettiert wird".

Für Effy, 19, geht es bei "Skins"-Partys laut Libération Next aber um mehr. Sie ist ein anderer Mensch: "Tagsüber bin ich artig, am Abend bin ich nackt, nehme Drogen und führe mich mit den Burschen auf." (Gudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 17./18.10.2009)