Wien - Der ehemalige KZ-Wächter Josias Kumpf ist vergangenen Donnerstag im Alter von 84 Jahren in Wien gestorben. Das berichtete "profil online" am Freitag unter Berufung auf seinen Sachwalter. Kumpf, der im April dieses Jahres von den USA nach Österreich ausgeliefert worden war, starb im Wiener Wilhelminenspital. Er soll 1943 im Zwangsarbeitslager Trawnik im von Deutschland besetzten Polen an der Erschießung von 8.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern beteiligt gewesen sein.

Nach Angaben des Justizministeriums konnte er in Österreich nicht mehr vor Gericht gestellt werden, weil die ihm zur Last gelegten Verbrechen nach den österreichischen Gesetzen des Jahres 1945 verjährt seien. Kumpf war zur Tatzeit jünger als 20 Jahre.

1956 in die USA, ab 2005 staatenlos

Das Office of Special Investigations (OSI) des US-Justizministeriums war im Jahr 2001 auf den 1925 im heutigen Serbien geborenen Mann gestoßen. Nach dem Krieg lebte er zunächst in Österreich, bevor er 1956 in die USA auswanderte. Dort ließ er sich in Racine im Staat Wisconsin nieder und wurde 1964 amerikanischer Staatsbürger.

Der Umstand, dass Kumpf seine SS-Mitgliedschaft bei der Einreise in die USA 1956 verschwiegen hatte, führte 2005 zur Aberkennung seiner amerikanischen Staatsbürgerschaft. Österreich musste den staatenlosen, pflegebedürftigen Mann aufgrund völkerrechtlicher Verpflichtungen aufnehmen.

Kumpf bestritt Beteiligung an Massenerschießung

Kumpf war im Alter von 17 Jahren der SS beigetreten und unter anderem im KZ Sachsenhausen stationiert. Im November 1943 wurde er in das im besetzten Polen liegende Konzentrationslager Trawnik verlegt - unmittelbar bevor dort bei der so genannten "Aktion Erntefest" 8000 Juden erschossen wurden. Kumpf hat ausgesagt, am Tatort gewesen zu sein, gleichzeitig aber den Vorwurf einer direkten Beteiligung am Massenmord zurückgewiesen.

"Ich war dort, in Trawnik. In jener Nacht. Ich war ein Wächter, am Zaun - Sie verstehen?", sagte Kumpf in einem Interview. "Aber ich kam zu spät. Als ich hinkam, hatte man sie schon erschossen. Hunderte. Tausende. Mit dem Maschinengewehr. Sie lagen in den Löchern, die sie davor selbst hatten ausheben müssen. Manche von ihnen waren noch nicht tot, sie krabbelten wieder heraus. Dann schoss man nochmals auf sie, auf einen nach dem anderen. Bis sie alle tot waren." (APA)