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Franz Schiemer sieht bei Salzburg die größeren Perspektiven. Also hat er die Austria, mit der er 2006 Meister wurde, im Sommer verlassen. Am Samstag schaut er in Wien vorbei. Das Pariser Länderspiel blieb Schiemer wegen einer Sperre erspart.

Foto: APA/EPA/Pfarrhofer

 Wien/Salzburg - Franz Schiemer entschuldigt sich. Dass er Fan von Bayern München ist, liegt in der Familie. Sein Vater hatte immer schon ein Faible für diesen Klub. "Kinder übernehmen Ansichten der Eltern, dafür können sie nichts." Dass er als Bub aus Oberösterreich Lothar Matthäus bewundert hat, ist allerdings auf dem eigenen Mist gewachsen, dazu steht Schiemer: "Er war ein perfekter Allrounder. Über seine Zeit nach der Karriere schweige ich. Die geht mich nichts an."

Schiemer hatte vor Monaten das Gefühl, nicht gemocht zu werden. Das lag an seinem Wechsel von der Wiener Austria zu Red Bull Salzburg, von einem Traditionsklub zu einem künstlichen Gebilde. Wobei man während der Ära Frank Stronach als Austrianer auch nicht unbedingt abgebusselt wurde. "Ich musste das Angebot annehmen. Stillstand bedeutet Rückschritt. Besteht die Gefahr der Zufriedenheit, musst du handeln." Für österreichische Verteidiger werden kaum Rekordsummen gezahlt, die Angebote sind an den Fingern einer halben Hand abzuzählen. "Gefragt sind die Offensiven, die gelten als die richtigen Fußballer. Wir sind dazu da, ihnen den Rücken freizuhalten. Ohne uns geht es nicht, ohne uns können sie nicht zaubern. Das beruhigt." Anderseits sei es für einen halbwegs begabten Defensiven leichter, in Startformationen zu rutschen. "Mit Kampfgeist, Flexibilität und mentaler Stärke klappt das meistens."

Huubs Hausaufgaben

Schiemer bezeichnet sich prinzipiell als Innenverteidiger. Im Nationalteam stellt ihn Dietmar Constantini trotzdem an die rechte Seite der Viererkette, bei Salzburg räumt er im defensiven Mittelfeld ab, Huub Stevens hält das für die Bestbesetzung. Der Niederländer, sagt Schiemer, und er will es nicht als Schleimerei verstanden wissen, sei ein absoluter Topmann. "Er entwickelt jeden Einzelnen, sieht alles, gibt dir Hausübungen auf, bringt Dinge auf den Punkt."

Der 23-jährige Schiemer ("Ich bin weder jung noch alt, sondern dazwischen" ) hat sich an Salzburg gewöhnt. Die Zweifel sind nahezu verschwunden, er hat akzeptiert, in einer anderen Welt angekommen zu sein. "Das Trainingsgelände ist ein Wahnsinn, die Bedingungen sind perfekt, alles ist durchorganisiert. Und mit so einem famosen Mitspieler wie Tchoyi habe ich noch nie gearbeitet. Bei Red Bull ist auch die winzigste Position hochprofessionell besetzt." Nach dem 2:0 in der Europa League gegen Villarreal habe er sogar das Gefühl gehabt, "dass es nicht mehr lange dauert, bis wir angekommen sind. Man muss ja nicht geliebt werden, nur respektiert. Es stimmt nicht, dass das Geld hier abgeschafft ist. Aber natürlich verdiene ich jetzt mehr als bei der Austria."

Schiemers Karriereplan scheint aufzugehen. Lebt man in Taufkirchen an der Trattnach, landet man automatisch beim Nachwuchs von Ried. Als 17-Jähriger hatte er das Masel, Stammspieler in der Ersten zu werden. "Mein persönliches Glück war, dass Ried abgestiegen ist." 2005 holte ihn die Austria, 2007 debütierte er im Nationalteam, unlängst hat er beim 1:1 in Rumänien den Ausgleich erzielt. "Salzburg war der logische nächste Schritt. Keine Ahnung, ob es bereits die Endstation ist."

Am Samstag kehrt er ins Horr-Stadion zurück. Schiemer weiß, dass die Wiener Austria Personalprobleme hat, der Einser-Sturm (Okotie, Jun) fällt aus. "Trotzdem sind sie gefährlich." Ob er Pfiffe der Zuschauer fürchtet? "Nein, denn so ein Superstar war ich ja nicht. Ich bin nur der Schiemer." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 17.10. 2009)