Das war ich, blaulippig und reglos, mit Schatten wie dunkle Blutergüsse unter den Augen." Das ist ein Schock für die junge Polizistin Cassie Maddox: Die Leiche der jungen Frau, die erstochen in einem verlassenen irischen Cottage liegt, gleicht ihr bis aufs Haar. Noch schlimmer, die Tote hieß angeblich Lexie Madison, das ist der Name, den Cassie bei einem Undercover-Einsatz im Drogenmilieu verwendet hat. Jemand, der ihr verblüffend ähnlich sieht, hat ihre Tarnidentität gestohlen, und Cassies Vorgesetzter brütet einen Plan aus. Man gibt bekannt, dass Lexie Madison überlebt hat und im Koma liegt; indessen soll Cassie sich als die Ermordete ausgeben und in deren Freundeskreis Ermittlungen anstellen.

Totengleich von Tana French ist kein Haudrauf-Krimi, sondern ein psychologisches Kammerspiel, das auf nahezu 800 Seiten ausgedehnt wird und trotzdem nie langweilig ist. Lexies Freunde zu täuschen scheint von Anfang an fast aussichtslos. Die Gruppe lebt in einem geerbten Herrenhaus auf dem Land und schottet sich von den übrigen Studierenden am Trinity-College ab. Cassie gibt bei ihrer Heimkehr vor, eine Amnesie zu haben und sich nicht erinnern zu können, wer sie bei ihrem nächtlichen Spaziergang angegriffen hat. Allmählich beginnt Cassie, sich mit den geistreichen Freunden zu solidarisieren und gerät in eine Identitätskrise. Sie muss ihre Mitbewohner und ihre Kollegen an den Abhörmikrofonen hinters Licht führen. Ein Stress-Job mit Knalleffekt. (Ingeborg Sperl, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.10.2009)