Optisches Auge (2000-3000 Euro).

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Die Zeiten, in denen die Mehrheit des staunenden Publikums noch 2003 ein Fernrohr nicht von einem Mikroskop unterscheiden konnte scheinen Geschichte. Damals begann Simon Weber-Unger parallel zu seiner Tätigkeit als Händler ("Wissenschaftliches Kabinett" ) als Experte im Dorotheum mit dem Aufbau der Sparte Historische wissenschaftliche Instrumente, Modelle und Globen.

Längst erliegt selbst die Laufkundschaft dem dekorativen oder auch wissenswerten Charme. Von der internationalen Sammlerklientel, die sich auch dank der Einstellung dieser Sparte bei den Playern Christie's und Sotheby's zunehmend an dem Wiener Angebot bedienen, gar nicht zu reden. Die Umsätze der zweimal jährlich abgehaltenen Auktionen belegen das, weniger in Höhe als in der Kontinuität der Verkaufsquote, die nie unter 50, aber meist unter der bisherigen Spitze von 80 Prozent (Oktober 2007, April 2008) lag.

Seit der Premiere 2003 blieb der Nettoumsatz ein einziges Mal unter 100.000 Euro (Oktober 2005), im Oktober 2004 überschritt man erstmals die 200.000er-Grenze (207.600 Euro). Im Mai 2009 verbuchte man mit netto 304.200 Euro den vorläufigen Höchstwert. Alle bisherigen Nettoumsätze zusammengenommen schlug sich diese Nischensparte - exklusive solcher in den Auktionswochen in der Rubrik Antiquitäten verkauften Objekte - seit 2003 mit 2,5 Millionen Euro ganz wacker.

Der bislang höchste Einzelzuschlag in der Spartenchronik war mit einer veritablen Zitterpartie verbunden. Bis eine Stunde vor Beginn der Auktion harrte man der Freigabe seitens des Bundesdenkmalamtes. Und diese machte sich im wahrsten Sinn des Wortes bezahlt. Auf 50.000 bis 80.000 Euro hatte Weber-Unger die Taxe für die Ptolemäische Armillarsphäre, ein eindrucksvolles Himmelsmodell aus dem 17. Jahrhundert angesetzt.

Zwei hartnäckige Bieter trieben den Preis übers Telefon bis auf 260.000 Euro, mit der eine englische Institution den Besitzerwechsel finalisierte. Kommende Woche (20. Oktober) steht der traditionelle Herbsttermin an. Das 300 Positionen umfassende Angebot - die unteren Taxen summieren sich dabei auf 305.000 Euro - stieß schon im Vorfeld sowohl auf lokales als auch internationales Interesse.

Ein potenzieller Rekordanwärter? Gemäß ihrer historischen Bedeutung spielt in dieser Liga klar die komplette Einrichtung einer 1648 erstmals urkundlich erwähnten Apotheke (20.000-30.000 Euro). Sie stammt aus dem damals noch bayerischen Schärding und geht vermutlich mitsamt einem vom Bundesdenkmalamt verordneten Ausfuhrverbot an den Start.

Repräsentativ für den wissenschaftlichen Instrumentenbau im Wien des 19. Jahrhunderts steht dagegen der ebenfalls angebotene Nachlass des bekannten Waagenherstellers Ernst Albert Rueprecht & Sohn. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.10.2009)