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Tilo Berlin, Vermögensberater, war eine der Schlüsselfiguren beim Verkauf der Hypo-Anteile an die BayernLB.

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Wien - Die Aktivitäten der deutschen Staatsanwaltschaft rund um Bayerische Landesbank (BayernLB) und Kärntner Hypo Group Alpe Adria am Mittwoch waren intensiv. Durchsucht wurden nicht nur die Räume der Bankzentralen in München und Klagenfurt. Hausdurchsuchungen fanden auch in der Kärntner Landesholding (Hypo-Verkäuferin) und am Anwesen von Tilo Berlin statt, sowie in seiner Berlin&Co Vermögensberatung in Klagenfurt. Auch bei Minderheitsaktionär Grawe tauchten Beamte auf - dort wurde allerdings gezielt nach Verträgen und Dokumenten verlangt. Wie berichtet vermutet die deutsche Justiz, die BayernLB habe die Kärntner Bank zu teuer gekauft. Verdächtigt wird etwa Ex-Bayern-LB-Chef Werner Schmidt, er weist die Untreuevorwürfe zurück, und es gilt die Unschuldsvermutung. Die vertraulichen Informationen an die Münchner Staatsanwaltschaft sollen aus der BayernLB selbst gekommen sein, ergeben haben sie sich im Rahmen interner Prüfungen.

Die Behörden sollen sich auch für jenen Deal interessieren, der dem Blitzverkauf der Kärntner Hypo an die BayernLB vorausgegangen ist. Der spielte im Dezember 2006 und im März 2007, als eine Investorengruppe rund um Tilo Berlin (der in Deutschland unter Schmidt gearbeitet hatte) über eine Kapitalerhöhung zunächst 9,09 Prozent an der Hypo erwarb (um 250 Mio. Euro) und dann mit weiteren 16 Prozent (aus Grawe-Besitz) auf 25 Prozent plus eine Aktie (Sperrminorität) aufstockte. Wenig später verkaufte die Gruppe Berlin an die Bayern - und machte dabei dem Vernehmen nach einen Nettogewinn von 170 Mio. Euro. Eine der Bedingungen Schmidts, die damals erfüllt wurde: Berlin wurde (im Juni 2007) Chef der Klagenfurter Bank - was er bis vorigen Juni auch blieb.

Diskret, aber schnell

Der Einstieg der Berlin-Gruppe war sehr diskret erfolgt. Die Investoren der in Luxemburg domizilierten Berlin & Co. Capital S.A.R.L. wurden nie offiziell bekanntgegeben. Die Zweckgesellschaft zum Erwerb der Sperrminorität wandte sich bei ihrer Geldsuche laut Involvierten an "friends and familiy" Berlins; dabei gewesen sein sollen Unternehmer und Manager wie etwa Herbert Koch (Leiner), Industriellenpräsident Veit Sorger, Stanislaus Turnauer, Franz Rauch (Fruchtsäfte) oder die Flick Privatstiftung (Vorstandsmitglied: Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer).

Erst kurz vor dem Einstieg der Berlin-Gruppe war eine Kapitalerhöhung angedacht worden; nach langem Suchen hatten sich zwei Fonds dafür gefunden - freilich zu schlechteren Bedingungen als die Gruppe Berlin, "die damals über die Kärntner Connection völlig überraschend auftauchte" , wie ein Banker erzählt. In Windeseile (es galt, die Bilanz 2006 zu erstellen) wurde der Neun-Prozent-Einstieg in trockene Tücher gebracht. Detail am Rande: Eigentümer, die zehn Prozent an Banken erwerben, werden von der Finanzmarktaufsicht einem Fit-and-proper-Test unterzogen.

Die Genehmigung fand dann im Jahr darauf statt - geprüft wurde die Zweckgesellschaft, deren Anteilseigner (zum Teil allerdings Privatstiftungen oder wiederum ausländische Gesellschaften) der FMA mitgeteilt wurden.

Wieder wenig später, am 22. Mai 2007, war die nächste Überraschung perfekt: Die Bayern stiegen ein und legten flotte 1,7 Mrd. Euro für etwas mehr als 50 Prozent und damit die Hypo-Mehrheit, auf den Tisch. Ein Preis, der sogar die HSBC (sie analysierte für das Land Kärnten, ob der Kaufpreis fair sei) begeisterte, "der Preis, den die Bayern zahlten, war über alle Maßen sensationell gut" , sagt ein Investmentbanker noch heute begeistert.

In Kärnten jubelte man denn auch über den "besten Preis zum besten Zeitpunkt mit dem besten Partner" . Dort wunderten sich allerdings Insider darüber, dass beim Geschäft des Jahrhunderts für Kärnten die Vorstände der Kärntner Landesholding, Hans-Jörg Megymorez und Gert Xander, nicht in die Preisverhandlungen einbezogen worden waren.

Das hatten Landeshauptmann Jörg Haider und der Aufsichtsratsvorsitzende der Landesholding und VP-Chef, Josef Martinz, zur "Chefsache" erklärt. Sie engagierten streng geheim den Villacher Steuerberater Friedrich Birnbacher, der mit dem Hypo-Verkauf das Geschäft seines Lebens machte. Er überprüfte die Preisgutachten und stellte fest, es ein "guter Preis" war.

Birnbacher, der auch das Camping-Unternehmen von VP-Chef Martinz berät, erhielt für seine Beratungstätigkeit im Hypo-Deal, die laut Insidern überhaupt nur mündlich erfolgt sein soll, ein sattes Honorar von zwölf Millionen Euro zugestanden, das er erst auf massivem Druck der Öffentlichkeit auf sechs Mio. "Patrioten-Rabatt" reduzierte.(Renate Graber, Elisabeth Steiner, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 16.10.2009)