Seoul - Nordkorea hat Südkorea beschuldigt, Kriegsschiffe in seine Hoheitsgewässer vor der Westküste geschickt zu haben. Das nordkoreanische Marinekommando drohte am Donnerstag Militäraktionen für den Fall an, dass sich die angebliche Grenzverletzung wiederhole.

"Die rücksichtslosen Militärprovokationen durch Kriegsschiffe der südkoreanischen Marine haben solch eine ernsthafte Situation herbeigeführt, dass in diesen Gewässern ein Seegefecht zwischen beiden Seiten ausgelöst werden kann", wurde die Marine von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zitiert. Militärvertreter in Südkorea wiesen die Vorwürfe zurück.

Zwischenfall an Grenzfluss

Die kriegerischen Töne aus Nordkorea kamen zu einem Zeitpunkt, da das kommunistische Regime in Pjöngjang nach monatelangen heftigen Spannungen wieder auf Südkorea zugeht. Erst am Mittwoch hatte Nordkorea bei Gesprächen mit südkoreanischen Regierungsvertretern bedauert, mit dem Ablassen riesiger Wassermassen aus einer grenznahen Stauanlage Anfang September sechs Camping-Touristen aus dem Süden am Ufer eines Grenzflusses in den Tod gerissen zu haben.

Am morgigen Freitag wollen Vertreter der Rot-Kreuzverbände beider Länder über neue Begegnungen von getrenntlebenden koreanischen Familien und andere humanitäre Projekte beraten. Südkoreas Vereinigungsminister Hyun In-taek deutete am Donnerstag in Seoul an, neue Nahrungshilfen für das verarmte Nachbarland anbieten zu können.

"Die Kriegstreiber des südkoreanischen Militärs sollten ihre hastigen Aktionen einstellen", hieß es in der nordkoreanischen Erklärung. Allein am Montag dieser Woche sei die Seegrenze zehnmal vorsätzlich verletzt worden. Es sei für jeden klar, welche Folgen ein drittes Gefecht im Westmeer von Korea haben werde. An der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer kam es 1999 und 2002 jeweils zu Seegefechten zwischen beiden Seiten. Nordkorea hat Südkorea in der Vergangenheit wiederholt Verletzungen der Seegrenze vorgeworfen. Nordkorea erkennt die Grenzlinie nicht an, die zum Ende des Korea-Kriegs (1950-53) einseitig von einem UNO-Kommando festgelegt wurde. (APA)