Rom  - Über die im April von einem Erdbeben zerstörte Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila ist der Winter hereingebrochen. Das Thermometer fiel von 18 auf zwei Grad, auf den Bergen rund um die Ortschaft lag schon erster Schnee. Noch leben 6.000 Obdachlose in 60 Zeltlagern.

Der Zivilschutz, der mit der Verteilung von Wohnungen an die Obdachlosen begonnen hat, will bis November alle Zeltlager schließen. "Man kann bei diesen Temperaturen einfach nicht dort leben", sagte Zivilschutzchef Guido Bertolaso. Mehrere wollen jedoch die Lager nicht verlassen. Sie befürchten, dass sie Unterkünfte weit von ihren beschädigten Wohnungen entfernt beziehen müssen.

Die italienische Regierung und der Zivilschutz wollen um jeden Preis ihr Versprechen, das sie der Abruzzen-Bevölkerung gegeben haben, halten. Noch vor Einbruch des Winters sollen alle Zeltlager geschlossen und die Menschen in Wohnungen zurückgesiedelt sein. Denn der Winter in L'Aquila ist hart. Die Abruzzen-Hauptstadt, die auf 800 Meter Höhe liegt, ist in dieser Jahreszeit oft die kälteste Stadt im Stiefelstaat.

19 Baustellen gibt es zurzeit in der Stadt, die nach den Worten von Regierungschef Silvio Berlusconi die "größte Baustelle der Welt" ist. 4.500 Wohnungen, die den modernsten Erdbeben-Standards entsprechen, sollen in den nächsten Wochen fertiggestellt und den Familien gegeben werden.

Nachdem spätestens im November alle Obdachlosen ein sicheres Dach über dem Kopf haben werden, beginnt für das Erdbebengebiet "Phase 2". Die Gebäude im Zentrum von L'Aquila müssen restauriert werden. Diese Phase wird bestimmt Jahre dauern. Der Wiederaufbau des historischen Zentrums gestaltet sich schwierig. Man muss entscheiden, was gerettet und was abgerissen werden soll. (APA)