Linz - Nun scheinen die massiven Proteste gegen die Sicherungsarbeiten durch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) in der einstigen NS-Stollenanlage "Bergkristall" - der Standard berichtete - doch Wirkung zu zeigen. Am Ausmaß der Betonverfüllung - nach Abschluss der Arbeiten werden von den ursprünglich 7,5 Kilometern nur mehr zwei begehbar sein - ändert sich zwar nichts, aber zumindest vonseiten des Innenministeriums ist man jetzt aktiv geworden. "Es gibt überraschend positive Signale für die seit Jahrzehnten geforderte Gedenkstätte in Gusen", zeigt sich Bürgermeister Erich Wahl im Standard-Gespräch optimistisch.

Konkret hätte es bereits eine Begehung der Stollen durch Verantwortliche des Innenministeriums gegeben, für Mitte November sei ein weiteres Treffen mit dem Bundesdenkmalamt angesetzt. Wahl: "Man hat uns bereits zugesichert, dass Gusen ab dem Jahr 2015 fixer Bestandteil des neuen Konzeptes für die Gedenkstätte Mauthausen sein wird." Parallel dazu gebe es konkrete Pläne für den Ausbau vor Ort. "Wir wollen einen kleinen Teil des Stollens begehbar machen. Auch daran hat das Ministerium jetzt plötzlich Interesse gezeigt", so Wahl. Mit dem Stollen-Projekt könne man aber nicht bis 2015 warten. Wahl: "Das muss schneller gehen, sonst gibt es keine Zeitzeugen mehr. Die Republik ist in der Verantwortung, und es wäre erschreckend, wenn man die zwei bis drei Millionen Euro nicht aufstellen könnte."

Der Standort für die Errichtung eines Konzentrationslagers in Gusen wurde 1938 gleichzeitig mit dem des Hauptlagers Mauthausen bestimmt. Ab dem 25. Mai 1940 wurde Gusen als weitgehend eigenständiges Zweiglager geführt. Unter Tage verlagerten die NS-Schergen die Großserienproduktion von Messerschmitt-Me-262-Düsenjagdflugzeugen. Von den 71.000 Personen, die im Lager inhaftiert waren, kam etwa die Hälfte zu Tode.

Trotz dieser großen Opferzahl blieb der Ort als Gedenkstätte lange unbeachtet, das offizielle Österreich zentralisierte sein Gedenken in Mauthausen. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2009)