Pretoria/Wien - Die renommierte Zeitung Sunday Independent hat in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet, dass das Terrornetzwerk Al-Kaida das Treffen der Fußballwelt zu Anschlägen auf US-Ziele im Staat am Kap nützen wolle. Das hätten abgehörte Handy-Gespräche belegt, das sei auch der Grund für eine zweitägige Schließung der US-Botschaft in Pretoria gewesen. Das Blatt beruft sich auf eine ungenannte Quelle, die von einer Terrorverbindung zwischen Pakistan und einem ostafrikanischen Land berichtet. Terroristen sollen demnach aus diesem Staat nach Südafrika eingeschleust werden, wo auch US-Präsident Barack Obama zur Eröffnung der WM am 11. Juni erwartet wird. Die Verdächtigen hätten zudem Kontakte zu osteuropäischen Waffenhändlern.

Südafrikas Polizeichef Bheki Cele hatte in Hinblick auf die zweitägige Schließung der US-Botschaft sowie aller Konsulate im Lande erklärt, der Geheimdienst habe alles unter Kontrolle. Zudem hätten die Al-Kaida-Mitglieder, durch die Schließung der US-Botschaft gewarnt, mittlerweile ihre Handys ausgetauscht. Die Sprecherin des nationalen Geheimdienstes (NIA), Lorna Daniels, betonte im Rundfunk, ihre Behörde nehme mögliche Bedrohungsszenarien ernst. Der NIA arbeite mit anderen internationalen Geheimdiensten zusammen.

Operative Zellen

In den Medienberichten kam der Leiter des Zentrums für internationale politische Studien in Pretoria, Hussein Solomon, mit der Warnung zu Wort, dass Extremisten in Südafrika bereits operative Zellen gegründet hätten. Auch die internationale Polizeiorganisation Interpol habe ähnliche Warnungen geäußert, ohne dass die Behörden reagiert hätten.

Drei Wochen nach der plötzlichen zweitägigen Schließung aller diplomatischen Vertretungen im Land ist die US-Botschaft in Südafrika am Dienstag ohne Angabe von Gründen vorübergehend sogar evakuiert worden. Eine Botschaftssprecherin erklärte wenig später lediglich, in der diplomatischen Vertretung gebe es eine Reihe von Routine- und Nichtroutine-Übungen. In südafrikanischen Medien wird seit Tagen über mögliche Terroranschläge gegen US-Ziele während der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika spekuliert.

Die erste WMauf afrikanischem Boden ist auch sonst sicherheitstechnisch anspruchsvoll. Mit bis zu 500.000 Besuchern aus aller Welt wird gerechnet. Um die hohe Alltagskriminalität in den Griff zu bekommen, soll das Polizeikorps um rund 55.000 auf 190.000 Personen aufgestockt werden. Die Kosten für diese Maßnahme belaufen sich auf umgerechnet 64 Millionen Euro. Zusätzlich anzuschaffende Ausrüstung wie Hubschrauber und Wasserwerfer kosten nach Angaben der südafrikanischen Sicherheitskräfte etwa 66 Millionen Euro. "Die WM wird die sicherste sein, die wir jemals organisiert haben" , versprach der Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes (Fifa), Jerome Valcke.

Bewachte Camps

Bewachte Fan-Camps sollen einerseits das Fehlen adäquater Unterbringungsmöglichkeiten kompensieren helfen, anderseits aber auch die Arbeit der Sicherheitskräfte erleichtern. "So könnten wir einen großen Sicherheitsring um die Spielstätten ziehen, in dem sich die Zuschauer bewegen. Und die Fans könnten sicher vom Camp zum Spiel und wieder zurückgebracht werden" , sagte Irvin Khoza, der Präsident des Organisationskomitees. Die Terrorgefahr schätzt Khoza als geringer ein, "aber ein Event dieser Größenordnung zieht immer Kriminelle an" . NIA-Sprecherin Daniels sprang ihm bei. Ihre Behörde habe wirklich alles unter Kontrolle. (APA, sid, red - DER STANDARD PRINTAUSGABE 15.10. 2009)