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Bei der Diskussion der Grazer SPÖ-Sektion Lend dreht sich alles um "die Ausländerfrage". Sie sei "der Hauptgrund" für die letzten Wahlniederlagen: "Dieses Schönreden, die Ignoranz der SPÖ Führung ist der Grund, warum sich immer mehr Leute von uns abwenden."

Foto: APA/Graz Tourismus

Graz - Otto Trafeller fackelt nicht lange herum: "Weil wir gerade davon reden: Hammel braten wird‘s bei mir nicht geben. Solange ich da bin, werde ich alles daran setzen, dass in einem Volksgarten, in einem Fröbelpark nicht gegrillt wird. Nur zu sagen, das ist halt die Kultur der islamischen Glaubensgemeinschaft, ist zuwenig. Es gibt auch unsere Kultur." Otto Trafeller ist seit gut 40 Jahren im Grazer Arbeiterbezirk Lend in der dortigen SPÖ-Sektion engagiert, seit vielen Jahren zudem als roter Bezirksvorsteher. Der SPÖ-Basisfunktionär hatte sich mit einer kleinen Runde führender Parteimitglieder wie jede Woche - so auch an diesem Dienstagabend - zu einer Sektionssitzung getroffen. Der Parteipavillon liegt an der Grenze zum Volksgarten, dem Brennpunkt des Bezirkes, der in lokalen Blättern nur noch als Drogen- und Ausländer-Problembezirk abgehandelt wird. Der Standard war vor Ort und konfrontierte die Runde mit der Frage nach den Ursachen der letzten SPÖ-Wahlniederlagen.

Bezirksrätin Gloriette Varlamis glaubt es längst zu wissen: "Die Ausländerfrage ist der Hauptgrund. Dieses Schönreden, die Ignoranz der SPÖ Führung ist der Grund, warum sich immer mehr Leute von uns abwenden." Und auch wegen "der Ausgrenzung der FPÖ". Bezirksratskollegin Pauline Blaschzuck: "Das sind doch viele unserer Wähler." Otto Trafeller bläst genervt Zigarettenrauch in die Luft: "Werner Faymann macht den gleichen Fehler wie die Parteivorsitzenden früher."

Keiner rührt ein Ohrwaschl

"So isses", sagt Bezirksrätin Gloriette Varlamis. "Aber zurück zur Integration: Die findet einfach nicht statt." "Wo sind die Einrichtungen, die wir gefordert haben? Zum Beispiel eine Park- und Siedlungsbetreuung in den Brennpunkten. Keiner rührt ein Ohrwaschl in der Partei, seit Jahren nicht" , schimpft Trafeller."

SP-Funktionär Josef Künstner setzt nach: "Wir haben sehr früh auf die Ausländerproblematik hingewiesen, wir haben nie polemisiert, sind aber nie ernst genommen worden in der Partei." Altfunktionär Erich Standl erhebt die Stimme: "Bitte, vor dem Hauptplatz steht bereits eine Miniaturmoschee." Trafeller: "Ja, eine Kunstskulptur vom Steirischen Herbst." Standl: "Aber so beginnt das. Bald, in ein paar Jahren, schreit der Muezzin vom Schlossberg herunter. Wer zahlt denn diesen Leuten die Krankenkassen, die Spitalsaufenthalte?" Bezirksrätin Blaschzuck: "Noch dazu, das sind alles große Familien." Stangl: "Eines Tages werden unsere katholischen Glaubensbrüder dumm aus der Wäsche schauen, weil die auch noch Moscheen bauen werden."

Künstner wird es zu viel: "Na, na, na, da würde ich jetzt aber schon vorsichtig sein. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht genau ins Fahrwasser der FPÖ kommen." Bezirksrätin Varlamis kontert: "Nein, er spricht den Menschen aus der Seele. Du willst es auch nicht wahrhaben." Trafeller pflichtet bei: "Ja, das ist es, was im Bezirk diskutiert wird. Die Menschen haben Angst."

Bezirkschef Trafeller legt die Zigarette weg: "Die Parteispitze oben bekommt das alles ja gar nicht mit, was sich da abspielt. Der Faymann lächelt nur." Die Runde nickt. (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2009)