Salzburg - Der scheinbar ewige Kampf zwischen Mann und Frau, die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden ist Themenschwerpunkt des diesjährigen Salzburger Adventsingens im Großen Festspielhaus. Schon am Titel ist erkennbar, wer die zentrale Figur ist: "Maria". Sie tritt als starke, selbstbewusste Frau auf, "kämpft aber nicht mit Messern für eine Gleichberechtigung, sondern versteht es, ganz subtil die Autorität der männlichen Gesellschaft zu untergraben", erklärte Textbuchautor und Regisseur Charly Rabanser am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Simone Vierlinger, die im Vorjahr den Engel spielte, schlüpft in die Rolle der selbstbewussten "Maria". Den Halt als Fürsprecherin für die Liebe und die Gleichberechtigung findet sie im Glauben. "Im Kolosserbrief heißt es, 'Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt'. Dieses Zitat wird zur Machtausübung schändlich missbraucht", sagte Gesamtleiter Hans Köhl. Gewalt gegen Frauen, Unterdrückung und Demütigung, Steinigung und brutale Verstümmelung durch Beschneidung gehörten zum Selbstverständnis dieser Zeit. "Liebe ist ein Fremdwort. Im Kolosserbrief heißt es doch auch, 'Ihr Männer, liebet eure Frauen, und seid nicht aufgebracht gegen sie'", zitierte Köhl.

Schutzengel hilf!

Da Maria in ihrem Verlobten keine Unterstützung findet, schöpft sie Kraft aus der Hilfe ihres Schutzengels und stellt sich selbstbewusst den Anfeindungen der Dorfautoritäten entgegen. "Sie versucht es mit Güte und Verständnis. Es ist zielführender, mit gutem Schmäh eine Änderung herbeizuführen als mit dem Beil", veranschaulichte Rabanser. Er will bei der Herbergsuche aufzeigen, dass es primär nicht wegen Geld zu Abweisungen kommt, sondern wegen Meinungsverschiedenheiten, die Fronten und Gräben auf verbaler Basis entstehen lassen. Hier spiele auch das Fremdsein eine wesentliche Rolle.

Passend zur Thematik wird dem Frauenchor ein Männerchor gegenübergestellt, das hat der südafrikanische Komponist Shane Woodborne "mit Genuss gemacht". Da mit der Akustik schon Tobias Reiser und sein Sohn zu kämpfen hatten - der Eiserne Vorhang des Großen Festspielhauses sorgt für Rückkoppelungen - "haben wir uns erstmals durchgerungen, das szenische Spiel und die Solisten zu verstärken. Für uns ist es wichtig, dass die Leute die Botschaft verstehen", erklärte Köhl. (APA)