Sarajevo - Vierzehn Jahre nach dem Ende des Bosnien-Krieges (1992-1995) liegt in Sarajevo nun ein komplettes Opferverzeichnis vor. Der "Bosnische Atlas der Verbrechen", der ab November auch im Internet zugänglich sein wird, wurde vom Informations- und Dokumentationszentrum des Landes angefertigt. Das Verzeichnis erfasst die Namen von insgesamt 98.000 Personen, die im Krieg getötet wurden oder seitdem als vermisst gelten.

Nach Angaben von Projektleiter Mirsad Tokaca machen Bosniaken (Muslime) 65,88 Prozent der Kriegsopfer aus, gefolgt von Serben mit 25,62 Prozent und Kroaten mit 8,01 Prozent. Rund 80.500 Personen wurden ermordet, weitere 16.662 gelten für vermisst. Unter den Kriegsopfern befinden sich 87.451 männliche und 9.756 weibliche Personen.

Über die Opferzahl im Bosnien-Krieg gab es bisher unterschiedliche Zahlen, die bis 250.000 reichten. Das Informations- und Dokumentationszentrum hatte mehrere Jahre lang an dem nun fertiggestellten Projekt gearbeitet. Tokaca selbst ging vor fünf Jahren davon aus, dass sich die Opferzahl zwischen 100.000 und 150.000 bewegen dürfte.

Der "bosnische Atlas der Verbrechen" enthält auch detaillierte Angaben über die einzelnen Kriegsverbrechensstätten. (APA)