Frankfurt/Main - Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel hat zur Eröffnung der 61. Frankfurter Buchmesse alle Besucher aufgefordert, dem Gastland China mit "großer Neugier" zu begegnen. Der Ehrengast müsse sich jedoch auch kritischen Fragen stellen. "Es kann - und ich bin mir sicher - es wird keine Tabus in der Diskussion geben", sagte Merkel zum Auftakt der weltgrößten Bücherschau am Dienstagabend in Frankfurt.

Veranstaltungen wie die Buchmesse böten "eine wunderbare Gelegenheit, sich ein genaueres Bild von China zu machen". "Ich fordere alle auf: Seien sie neugierig, haben Sie keine Vorurteile und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen."

Merkel versprach, sowohl die Buchpreisbindung als auch den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Bücher nicht anzutasten: "An beidem wird die Bundesregierung festhalten." Auch für digitale Bücher müsse die Buchpreisbindung beibehalten werden. Die Bundesregierung werde sich auch international für den Schutz des geistigen Eigentums und die Sicherung des Urheberrechts im elektronischen Zeitalter einsetzen.

Chinas Vizepräsident Xi Jinping bezeichnete die Buchmesse als Chance für sein Land, aber auch für das Ausland. Nach 30 Jahren Reformen sei China zur weiteren Öffnung gegenüber der Welt bereit. Sein Land erwarte aber beim Kulturaustausch "Verständnis und Respekt".

Der auch im Westen bekannte chinesische Schriftsteller Mo Yan wünscht sich in Frankfurt - der Geburtsstadt Goethes - einen kulturübergreifenden Dialog. Der Austausch sei wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden.

 161 Verlage aus Österreich  beteiligt 

"Es geht uns Österreichern gut hier in Deutschland." Mit diesen Worten eröffnete Kulturministerin Claudia Schmied   am   Mittwoch den österreichischen Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Buchmesse, bei dem sich 43 von insgesamt 161 präsenten Verlagen aus Österreich gemeinsam vorstellen. Schmied verwies auf die Erfolge von Arno Geiger, Josef Winkler oder Walter Kappacher in den vergangenen Jahren bei deutschen Literaturpreisen. Trotz der sprachlichen Unterschiede gebe es dennoch "die große, gemeinsame Literatur".

In Österreich wolle sie "bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere Autoren, unsere Verlage und den Buchhandel schaffen", sagte die Ministerin. Die Verbesserung der Verlagsförderung, die Absicherung der Buchpreisbindung sowie die Neuregelung der Zitier-Regeln in Schulbüchern (literarische Texte werden künftig in Originalschreibweise zitiert, Anm.) seien "konkrete Schritte zur Verbesserung" gewesen. Gleichzeitig betonte Schmied die Bedeutung der Digitalisierung für die Literaturwelt, die auch einen Schwerpunkt der "Buch Wien" im November darstelle.

Der Gemeinschaftsstand wird vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB), von der Außenwirtschaft Österreich und vom Fachverband der Buch- und Medienwirtschaft gemeinsam betrieben. Die Stimmung im österreichischen Buchhandel sei derzeit "ausgezeichnet", so HVB-Präsident Gerald Schantin in einer Aussendung. Im September verzeichnete man demnach ein Umsatzwachstum von 9,1 Prozent. "Seit Jahresbeginn ist der Umsatz damit um 2,5 Prozent gewachsen."

Die fünftägige Buchmesse startet am Mittwoch kleiner als im Vorjahr: Wegen der Wirtschaftskrise wurden zwei Prozent weniger Ausstellungsfläche vermietet. Vor allem englischsprachige und osteuropäische Verlage haben abgesagt oder ihre Stände verkleinert. Die Zahl der 7.314 Aussteller aus 100 Ländern liegt jedoch nur knapp unter dem Vorjahresniveau. Es werden mehr als 400.000 Titel angeboten, 124.000 davon sind Neuerscheinungen.  (APA)