"Nein", sagt Robert Hartl-Clodi, "wir haben keinen Absturz erlebt." Er ist zuständig für die Finanzgeschäfte des oberösterreichischen Energie-Versorgers Energie AG. Seine Treasury-Strategie habe man nicht geändert mit Ausbruch der Finanzkrise, sagt der Finanzmanager, der im Linzer Headquarter mit rund fünf Kollegen die Finanzen des Konzerns hütet. Die Notwendigkeit, die Treasury-Strategie zu überdenken, sah man im international tätigen Konzern auch nicht, als die Finanzwelt einigermaßen aus den Fugen geriet, so Hartl-Clodi gelassen: "Wir machen das immer schon. Wir haben uns 2004 in einem großen Projekt mit dem Thema ausgiebig beschäftigt." Auf der Agenda damals: Wie geht man mit dem Thema Bankenrisiko um? "Wir haben immer schon mit Limits bei den einzelnen Banken gearbeitet, und es gibt natürlich Bonitätsanforderungen", beschreibt Hartl-Clodi die Strategie des Versorgers, dessen Kerngeschäft neben Energie auch Wasser und Entsorgung umfasst.

Was nicht bedeute, dass man sich nicht Gedanken gemacht habe - besonders zu den Hochzeiten der Finanzmarktkrise: "Die Bankenkrise war für uns schon Anlass für Bedenken, am System gab es nichts zu rütteln. Wir haben uns zwar manchmal gedacht, dass es vielleicht manche Banken erwischen wird, aber das Grundsystem hat sich nicht verändert." Wenn Hartl-Clodi über seine Grundsätze spricht, klingt das ganz unkompliziert: "Wenn wir kurzfristig verfügbare Liquidität haben, dann wird das in der Regel bei Banken veranlagt, die wir sehr genau aussuchen." Das Bankenrisiko versuche man schon sehr lange zu streuen: "Erstens limitieren wir die Summen, und wir vergeben das nicht an ein Haus. Wir werden nicht alle Eier in ein Nest legen", bringt Hartl-Clodi die Überlegungen auf den Punkt. Liquidität und Bonität seien die immer gleich geltenden Grundthemen. "Das Bewusstsein ist aber jetzt dafür anders." Eine alte Weisheit gelte es immer zu beherzigen: "Es geht uns weniger darum, möglichst viel Ertrag zu erwirtschaften. Wenn wir Geld veranlagen, kommt immer zuerst die Frage der Sicherheit der Veranlagung und nicht die Suche nach besonders hohen Renditen."

Umbau in Raten

Viel mehr Kopfzerbrechen als die Krise bereitete Hartl-Clodi der Konzernumbau vor einigen Jahren. Sein Geschäft sei damals komplizierter geworden. Die Energie AG wurde zu einer Holding mit vielen Einzelgesellschaften umstrukturiert. "Damit hatten wir intern natürlich deutlich mehr Ansprechpartner und Gegenparteien als vorher." Es gilt nun auch diverse Transaktionen aus den Geschäftsbeziehungen der Gesellschaften untereinander abzuwickeln. Dazu gehört ein zentrales Planungs- und Berichtswesen, eine zentrale Servicegesellschaft, die die gesamten Business-Services wie Buchhaltung und EDV abdeckt, eine Gesellschaft, deren Zuständigkeit die technischen Services umfasst, eine Gesellschaft, die den gesamten Kundenverkehr bewältigt. Ebenfalls weitgehend zentral: das Treasury.

"Die Anforderungen an das Treasury sind natürlich durch diese Holding-Umstrukturierung höher geworden, weil wir die vielen Einzelgesellschaften zentral koordinieren und optimieren müssen. Wir haben interne Leistungsbeziehungen, die man abbilden und abrechnen muss, und beim Treasury für die Einzelgesellschaften wollen wir das beste Service und die beste Unterstützung anbieten", so der Energie-AG-Mann. Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurde damals weniger bei den Mitarbeitern aufgestockt, als vielmehr eine zentrale Systemplattform eingerichtet, um die finanzwirtschaftliche Steuerung für den neuen Konzern zu bewerkstelligen.

Cash-Management

"Bei uns ist Treasury sehr stark ein Cash-Management-Thema", beschreibt der Finanzmanager das Umfeld. Erleichtert wird die Arbeit - vor allem der Buchhaltungsmitarbeiter - durch den Einsatz einer Software, die Bankauszüge bearbeitet. Daneben ist der Cash-Pool, der ebenfalls anlässlich der Umstrukturierung eingeführt wurde ein großes Thema:  Mittels Cashpooling zwischen den österreichischen Gesellschaften wird im gesamten Konzern jeden Tag "Geld" eingesammelt. Ziel ist es zu verhindern, dass eine Gesellschaft, die etwa im Plus ist und ihr Geld bei einer Bank zu Niedrigzinsen veranlagt und gleichzeitig eine Gesellschaft, die im Minus ist, einen teuren Überziehungsrahmen in Anspruch nimmt. (Regina Bruckner)