Die Nutzung moderner Kommunikationstechnologien wie des Internets kann die wirtschaftliche Perspektive von einkommensschwachen Familien drastisch verbessern. Hauhalte, die über keinerlei Zugang zum Web verfügen, lassen sich je nach ihrer spezifischen finanziellen Situation pro Jahr im Durchschnitt zwischen 270 (rund 288 Euro) und 560 Pfund (rund 598 Euro) entgehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht der Finanzberatungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers  in Großbritannien. Die vier Mio. Familien, die derzeit im Land digital ausgegrenzt seien, würden sich insgesamt gerechnet jährlich mehr als eine Mrd. Pfund durch die Finger gehen lassen.

"Technologie kann einen Ausweg aus der Armut bieten"

"Technologie kann einen Ausweg aus der Armut bieten", stellt Martha Lane Fox, Digital Inclusion Champion der britischen Regierung, gegenüber der BBC fest. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse würden den Zusammenhang zwischen einer verstärkten Internetnutzung und der wirtschaftlichen Perspektive in einem Haushalt eindeutig offen legen. Nun gelte es, diese Erkenntnis stärker in den Reihen der Politiker und des öffentlichen Bewusstseins zu verankern. "Wenn die rund zehn Mio. britischen Bürger, die das Netz nicht verwenden, online gehen würden, würde das einen ökonomischen Nutzen in der Höhe von 22,6 Mrd. Pfund generieren", meint Fox. Letzten Endes würde hierdurch auch die Regierung selbst profitieren, die dann pro Jahr im Schnitt 900 Mio. Pfund an Ausgaben einsparen könnte.

"In diesem Kontext spielt aber auch das Alter eine Rolle"

"Was den Zusammenhang zwischen Internetnutzung und der finanziellen Situation in den Familien betrifft, haben wir in Deutschland genau die gleiche Tendenz wie in Großbritannien", erklärt Daniel Ott, Pressesprecher der Initiative D21, gegenüber pressetext. Je geringer das jeweilige Einkommen, desto weniger würden sich die Betroffenen im Netz bewegen. "In diesem Kontext spielt aber auch das Alter eine Rolle. So sind ältere Frauen ab 70, die lediglich über eine schwache Pension verfügen, kaum im Web zu finden", merkt Ott an. Umgekehrt sei es aber sicher auch richtig, dass sich durch den Online-Einstieg die eigene wirtschaftliche Perspektive verbessern lässt. "Das Internet bietet als Informationsquelle Nummer eins beispielsweise ein riesiges Sparpotenzial bei Einkäufen", erläutert Ott.

"Eine gewisse digitale Kompetenz ist mittlerweile eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben"

Besonders problematisch sieht der Bericht aus Großbritannien den Zusammenhang zwischen Internetnutzung und den Einkommenserwartungen der 1,8 Mio. Kinder im Land, die in ärmeren Verhältnissen aufwachsen. Diese könnten durch einen Einstieg in die Online-Welt ihre Gehaltschecks auf ihr ganzes Leben gerechnet um bis zu 12.000 Pfund (rund 12.804 Euro) aufbessern. "Eine gewisse digitale Kompetenz ist mittlerweile eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Ein Großteil der Ausbildungsplätze in Deutschland ist an diese Bedingung geknüpft. Kinder, die in einkommensschwachen Familien ohne Netz aufwachsen, haben hier klare Nachteile", so Ott abschließend. (pte)