Vor einigen Wochen hat in Wien die Pilotphase für Schulsozialarbeiter begonnen, die sich um drängende Probleme von Schülern kümmern sollen. Momentan sind zwölf Personen im Einsatz, mittelfristig soll das Fachpersonal auf 30 aufgestockt werden. Den Grünen ist das zu wenig: Sie fordern für jede der rund 400 Pflichtschulen ein Team aus Psychologen und Facharbeitern. Dadurch könnte Gewalt, Drogenkonsum oder Vandalismus gegengesteuert bwz. vermieden werden, so die grüne Schulsprecherin Susanne Jerusalem in einer Pressekonferenz am Dienstag.

"Ich warne Christian Oxonitsch davor, halbe Sachen zu machen", appellierte Jerusalem an den SP-Bildungsstadtrat. Aber immerhin sei Oxonitsch der erste, der Schritte in diese Richtung setze, bewertete sie das angelaufene Projekt vorsichtig positiv. Es brauche jedoch - wie beispielsweise in Finnland - Experten, die in den Schulbetrieb integriert sind, eigene Räumlichkeiten zur Verfügung haben und sich in den Klassen vorstellen. Nur so könnten Kinder Vertrauen zu den Ansprechpersonen aufbauen.

Um den Ausbau nach grünen Vorstellungen realisieren zu können, brauche es Geld, dass im Bildungsressort nicht zu finden sei, betonte Jerusalem. Hier brauche es auch die Investitionsbereitschaft von Bürgermeister Michael Häupl und Finanzstadträtin Renate Brauner.

Schule als "sozialer Brennpunkt"

Bei dem vor kurzem ins Leben gerufenen Wiener Modell agieren die Schulsozialarbeiter nicht an einem konkreten Standort, sondern sind regional und meist in den Außenbezirken tätig. Längerfristig sollen die angestrebten 30 Experten dann im gesamten Stadtgebiet tätig sei.

Die Schule werde immer mehr zum sozialen Brennpunkt, hieß es. Große Anforderungen gebe es etwa in Rudolfsheim-Fünfhaus, berichtete die dortige Bezirksrätin Birgit Hebein. Dabei handle es sich um den ärmsten Bezirk der Stadt, wobei der Migrantenanteil gleichzeitig sehr hoch sei. Erfahrene Sozialarbeiter wären nach dem jetzigen Modell wenig motiviert, sich im Schulbereich zu engagieren. So würden Dienstverträge auf ein Jahr befristet, was zu kurz für ein Pilotprojekt sei, unterstrich Hebein. Außerdem würden Vordienstjahre nicht angerechnet, was bedeute, dass Fachleute nach dem Einstiegsgehalt für Lehrer entlohnt würden.

Sie kritisierte zudem, dass in den vergangenen Jahren die Stundenanzahl für Beratungslehrer von 22 auf durchschnittlich zehn Stunden gekürzt worden sei. Auch beim Team- und Begleitunterricht für Deutsch- und Fremdsprachenunterricht sei gekürzt worden. (APA)