Wien - Der Direktor der Webster University, Arthur Hirsh, sieht die öffentlichen Universitäten nicht als Konkurrenten der zwölf Privatunis in Österreich. Privatuniversitäten böten vielmehr eine unterschiedliche Art der Ausbildung mit kleineren Gruppengrößen und einem engeren Kontakt mit den Professoren, so Hirsh bei einer Podiumsdiskussion über "Privatuniversitäten und -schulen als Rüstzeug in Krisenzeiten" am Montag Abend in Wien. Die wirklichen Konkurrenten seien vielmehr die Fachhochschulen. Diese hätten aber den Vorteil, vom Bund rund 6000 Euro pro Student zu erhalten.

Hirsh räumte ein, dass ein großer Teil der Privatunis keine "echten" privaten Einrichtungen sind, da sie von Ländern oder Kammern finanziert werden. Gleichzeitig ortete er unverdiente und weit verbreitete Vorurteile: Vielen in Österreich scheine es nicht legitim, für Ausbildung zu bezahlen. Tue man es doch, gerate man schnell in Verdacht, sich einen Titel kaufen zu wollen.

Die USA sind anders

Ganz anders sehe es in den USA aus, so der Direktor des Wiener Ablegers der in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) beheimateten Uni-Netzwerks. Dort seien private Unis vor öffentlichen gegründet worden. Trotz hervorragender öffentlicher Hochschulen wie etwa Berkeley würden aber nach wie vor die privaten "Ivy League"-Unis wie Harvard das Maß der Dinge sein. Auch das Spektrum der Unis sei größer: Dem österreichischen Hochschulbegriff, der Lehre mit Forschung verbindet, würden nur jene rund 200 der insgesamt 3000 Einrichtungen entsprechen, die Doktoratsprogramme anbieten. Viele andere trotzdem als hervorragend eingestufte Hochschulen wie etwa Amhearst würden "nur" Bachelor- , andere Bachelor- und Masterprogramme anbieten.

Beudetung von Privatunis wächst

Die Bedeutung der Privatuniversitäten sieht Hirsh tendenziell wachsen: Derzeit seien sie zwar nur ein "schmaler Streifen in der Bildungslandschaft". Wenn aber statt wie derzeit nur zwei Prozent der Studenten ein Drittel an Privatunis studieren würden, hätte die Regierung viel weniger Probleme mit ihrem Budget. Bildung sei sowohl ein öffentliches Gut in dem Sinne, dass etwa eine Gesellschaft gute Doktoren brauche. Allerdings sei sie genauso ein privates Gut, wenn man bedenke, wie Absolventen finanziell und karrieremäßig profitieren.

Während in Österreich ein Zehntel der Schüler eine Privatschule besucht, ist der Anteil der Studenten, die eine Privatuniversität besuchen, mit knapp zwei Prozent nach wie vor gering.

Privatuniversitäten mit offiziellem Status gibt es in Österreich erst seit dem Jahr 2000, damals wurden ihre Aufgaben erstmals gesetzlich definiert ("Universitäten-Akkreditierungsgesetz"). Als erste wurde nach diesen Kriterien die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz (KTU) zugelassen. Insgesamt gibt es heute zwölf Privatuniversitäten, an denen rund 5000 Studenten (Wintersemester 2008) inskribiert sind. Zum Vergleich: An den öffentlichen Unis waren im Wintersemester 2008 rund 240.000 Studenten eingeschrieben, an Fachhochschulen 33.600. Die Zahl der Studenten ist allerdings in den vergangenen Jahren auch an den Privatunis gestiegen: So gab es im Wintersemester 2005 insgesamt erst rund 3600 Inskribierte, das waren 1,4 Prozent aller Studenten. (APA)