Wien - Die Themen,
mit denen sich die beiden heute ausgezeichneten Wirtschaftsnobelpreisträger
Elinor Ostrom und Oliver Williamson beschäftigt haben, sind sehr aktuell, so die
beiden österreichischen Wirtschaftsforscher Wifo-Chef Karl Aiginger und IHS-Chef Bernhard Felderer in einer ersten Reaktion.
"Beide sind sehr verdient und schon lange führend in der Umwelt- und
Industrieökonomie tätig", sagte Aiginger. "Williamson ist der Bekanntere von
beiden, den kennt jeder Ökonom", meinte Felderer.
Beide Preisträger seien
angewandte Forscher, die an der Schnittstelle von Ökonomie und Politik
gearbeitet hätten. "Sie haben Institution und das Verhalten von Personen
analysiert", führte Aiginger im Gespräch aus. Er sieht in der Preisverleihung
auch eine Antwort des Komitees darauf, dass es in dieser Zeit der Finanz- und
Wirtschaftskrise einen Beitrag von Ökonomen geben soll, die nicht an
traditionellen streng mathematischen Modellen interessiert sind, sondern sich
mit den Problemen der "realen" Welt beschäftigt haben.
"Märkte und Hierarchien"
Williamson sei
spätestens seit den 80er Jahren bekannt, sagte Felderer. Er habe bereits in den
70er Jahren ein berühmtes Papier über "Märkte und Hierarchien" geschrieben, das
viel diskutiert worden sei und die Richtung seiner Forschungen vorgegeben habe.
Er habe sich hauptsächlich mit der Veränderung von Institutionen als Mittel, um
eine effizientere Ressourcenallokation zu erreichen, beschäftigt.
Ostrom
habe mehr empirisch gearbeitet und unter anderem die öffentliche und private
Nutzung von Wäldern, Fischbeständen, Grundwasser etc. untersucht. Bei der Frage,
wie diese Ressourcen am besten gemanagt werden sollten, gebe es ganz starke
externe Effekte. Die grundsätzliche Fragestellung laute, ist es sinnvoll, zu
privatisieren oder besser öffentlich oder privat zu managen. In vielen Fällen
zeige sich dabei, dass ein unreguliertes privates Management für die
Ressourcenverwaltung nicht geeignet sei.
Theorie
wiederholter Spiele
Dies habe sich mit der
neoklassischen Theorie bisher nicht erklären lassen, wohl aber mit der Theorie
wiederholter Spiele. Dabei rechne man nicht nur den eigenen Zug voraus, sondern
kalkuliere auch den Antwortzug des anderen mit in seine Überlegungen ein, um
eine optimale Antwort zu bekommen. Auch langfristige Überlegungen spielten dabei
eine Rolle. Ostrom habe dies gut empirisch belegen können.
Williamson
habe sich mit Institutionen - beispielsweise Eigentum und Firmen - beschäftigt
und mit der Frage, wie sie sich im Laufe der Zeit umbilden, und etwa auch mit
der Frage, warum in gewissen Bereichen wie der Landesverteidigung keine Firmen
entstanden sind. Institutionen werden demnach umgeformt, je nachdem, welche Form
zu einer optimalen Lösung führt. So sei etwa das Eigentumsrecht im Laufe des
17., 18. und 19. Jahrhunderts, als die Bevölkerung zunahm, immer schärfer
formuliert worden, weil man gesehen habe, dass damit Ressourcen besser genutzt
werden können. Später sei es wieder zu Einschränkungen gekommen, damit ein
Grundeigentümer beispielsweise einen Eisenbahnbau nicht verhindern
kann.
Williamsons Hauptthema sei aber die "Firma" gewesen, wo viele
vertragliche Institutionen ablaufen würden, die nie nach außen gelangten. Es
zeige sich, dass eine Firma ein sehr komplexes Gebilde ist, das sich ebenfalls
stark wandelt. Sei früher der Eigentümer zumeist auch der Geschäftsführer
gewesen, sei es im Laufe der Zeit zu einer immer stärkeren Trennung von
Funktionen und Interessen gekommen. Auch das Verhältnis effiziente Allokation
und Antitrust spiele dabei eine Rolle, so Felderer.
(APA)