Der in Frankreich geborene Überlebende des Holocaust erlag am 6. Oktober im kalifornischen San Diego einem langen Krebsleiden.

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New York/San Diego - Der amerikanische Autor Raymond Federman ("Die Stimme im Schrank") ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Der in Frankreich geborene Überlebende des Holocaust erlag, wie jetzt bekannt wurde, am 6. Oktober im kalifornischen San Diego einem langen Krebsleiden. Federmans Tochter Simone bestätigte in ihrem Internet-Tagebuch einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Federman kam 1928 als Sohn jüdischer Eltern in Paris zur Welt. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht entkam er den Deportationen der Gestapo nur, weil ihn seine Mutter im Juli 1942 in Paris in einem Wandschrank versteckte. Seine Familie wurde in Auschwitz ermordet. Über seine Rettung, die für ihn zu einer zweiten Geburt wurde, schrieb er später den Roman "Die Stimme im Schrank".

1971 erschien sein erster Roman "Double or Nothing" (dt. "Alles oder Nichts") über einen jungen französischen Emigranten und seine Ankunft in den USA, der zu den wichtigsten avantgardistischen Werken dieses Jahrhunderts gerechnet wird.

In vielen Romanen, Erzählungen und Gedichten machte Federman den Genozid immer wieder zum Thema. So auch in dem 1976 erschienenen Roman "Take It or Leave It" (dt. "Friß oder stirb"), in dem ein junger Franzose nach der Ermordung seiner Familie durch die Nazis in die USA kommt, dort zur Armee eingezogen und nach Korea versetzt wird.

Als Jugendlicher überlebte Federman den Zweiten Weltkrieg in dem nicht besetzten Teil Frankreichs als Arbeiter auf einem Bauernhof. Zwei Jahre später emigrierte er auf Einladung eines Onkels in die USA. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen schuftete er nachts in einer Fabrik in Detroit und holte tagsüber seinen Highschool-Abschluss nach.

Nach einem Musikstudium zog Federman nach New York und schlug sich dort als Gelegenheitsarbeiter und Jazz-Saxofonist durch. Seinen Abschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft bekam er 1957 an der renommierten Columbia-Universität, promovierte später mit einer Arbeit über Beckett und wurde Professor. (APA)