Foto: DER STANDARD

Subjektiv tendenzielle Betrachtungsweisen bezeugen zwei Fotobände über das zwischen Vergangenheit und Zukunft pendelnde Reich der Mitte:

Die persönlichen Erinnerungen ihres ein halbes Jahrzehnt dauernden Aufenthalts dokumentiert die französische Fotografin Christina Lionnet. Ihr China unterteilt sie in drei Themen: Orte, Dinge und Menschen. Die sensiblen Fotos ermöglichen eine ästhetische Reise durch historische Paläste, durch karge Wüsten, durch moderne Urbanisationen, zu einer durch Vielschichtigkeit und Unterschiedlichkeit geprägten Bevölkerung, die zerrissen ist in den schizophrenen Paradoxien von Tradition und Moderne: China zwischen Kultur und Kulturrevolution, zwischen Kitsch, Kunst und Kommerz, zwischen philosophischer Individualität und oktroyiertem Konformismus der Massen. Problemzonen wie soziale, ethnologische Differenzen, Industrialisierung, Umwelt, Verkehr, Menschenrechtsverletzungen bleiben ausgespart. Lionnets Fotografien enthalten keine politische Wertung, keine Positionierung für oder wider das vorherrschende System. Subtil lässt die Auswahl der Motive Rückschlüsse zu, die eher Pluralität evozieren als eindimensionale Obrigkeitsgläubigkeit und Gehorsam. Fröhliche, lachende Gesichter, Spielzeug oder Vorhänge in den Farben Tibets.

Jenseits pittoresker Dimensionen begibt sich Robin Kyte-Coles auf die Suche nach religiöser Erleuchtung an Orte buddhistischer Spiritualität. The Spirit of Buddha präsentiert Fotos von Buddha-Statuen, teils Miniaturen, teils gigantischen Ausmaßes, schlafend, sitzend, kniend, aus unterschiedlichen Jahrhunderten, in Schreinen, unter freiem Himmel, in China, Vietnam, Laos, Thailand, Kambodscha und Burma. Eine Symphonie aus leuchtenden Gold- und Erdtönen erwirkt eine meditative Auseinandersetzung mit zentralen Themen wie Geburt, Krankheit, Alter und Tod. Die Darstellungen illustrieren die Stufen der Erleuchtung, die jedermann erreichen kann. Im Vorwort hofft der Dalai Lama "dass uns Buddhas zentrale Botschaft der Gewaltlosigkeit beim Ansehen des Buches bewusst wird und uns inspiriert, anderen nach Kräften zu helfen und, wenn wir im Augenblick nicht helfen können, zumindest darauf zu achten, niemandem Schaden zuzufügen." (Gregor Auenhammer, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 10./11.09.2009)