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Die spanische Modedesignerin Estrella Archs, ganz in Schwarz, mit der neuen Co-Designerin Lindsay Lohan, ganz in Weiß, bei der Fashionshow von Emanuel Ungaro am 4. Oktober in Paris.

Foto: AP/MICHEL EULER

Tippt man Lindsay Lohan in Google ein, spuckt die Suchmaschine über 27 Millionen Einträge aus. Darunter sind detailierte Beschreibungen, wie die 23jährige ohne Höschen aussieht (nackt) und was sie am liebsten zu sich nimmt (Schlagobers und andere weiße Substanzen). Nebst einem Blowjob-, einem Vagina- und einem Handyskandal erfährt man Genaueres über einen Videotape- und einen Umkleidekabinen-Skandal, an dem auch Beyonce beteiligt war und der ziemlich unschön gewesen sein muss. Die Details spare ich aus.

Tippt man dagegen Emanuel Ungaro ein, zeigt Google gerade einmal 1,6 Millionen Treffer an. Darunter sind Artikel über luxuriös bedruckte Kleider und stark nach Moschus riechende Parfums. Wobei sich die jüngeren Einträge vor allem mit der schwierigen Lage des traditionsreichen Modehauses beschäftigen: Nach dem Rückzug von Herrn Ungaro haben sich innerhalb von fünf Jahren vier Designer an der Pariser Luxusmarke versucht. Sie sind alle gescheitert.

Glaubt man Google, haben also sowohl Lindsay Lohan als auch Ungaro ein Problem. Ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn man so will. In dem einen Fall ist es einer Schauspielerin und Sängerin (das sind die offiziellen Jobbeschreibungen von Frau Lohan) bis heute nicht gelungen, der Öffentlichkeit ihre gewiss großen künstlerischen Begabungen zu vermitteln. In dem anderen passt die Gegenwart eines in Vergessenheit geratenden Modehauses nicht mehr zu seiner glorreichen Vergangenheit. Es ist also nur folgerichtig, wenn sich Lohan und Ungaro zusammentun.

Vergangenes Wochenende haben sie in Paris ihre erste gemeinsame Kollektion präsentiert. Mit dabei waren Karotten- und Haremshosen - aber leider keine dieser knappen Höschen, die sich Frau Lohan so gerne auszieht. Sie zeigten schulterfreie Kleider, die knapp über die Scham reichten, und in denen die Farben aufeinanderknallen. Colorblocking nennt man das, und in den vergangenen Saisonen waren die Kollektionen voll davon. Die Inspirationsquelle für die vielen Pelzstolen dürfte dagegen noch weiter zurück liegen. Ich sage nur: Leopold von Sacher-Masoch. Wahrscheinlich hat Frau Lohan ein abgebrochenes Literaturstudium hinter sich.

Kurzum: Die Kollektion sah gleichzeitig sexy und ziemlich alt aus. So als ob ein Teenager im Kleiderschrank seiner Eltern wühlen würde. Aber war sie auch ein Erfolg?Sicher. Das Hollywood-Mädel blieb seinem Ruf treu, und das Pariser Modehaus peppte seinen Ruf unter 16jährigen auf. Komisch nur, dass die Modekritiker die Kollektion mit einem schlechten Scherz verglichen. Ist Paris Hilton erst einmal Chefdesignerin bei Gucci, wird denen das Ätzen schon noch vergehen.(hil/derStandard.at, 12.10.2009)