"Der ORF treibt die Filmwirtschaft in die Rolle eines Bittstellers, der um seine Existenz kämpfen muss", kritisierte ÖVP-Kultursprecherin Silvia Fuhrmann den Sender bei den Österreichischen Medientagen. Sie bezog sich damit auf Äußerungen von Programmdirektor Wolfgang Lorenz im Vorfeld der Medientage, wonach einige Filmfirmen das nächste Jahr nicht überleben werden, wenn der ORF die Gebührenrefundierung nicht bekomme.

Lorenz sagte für die Medientage kurzfristig ab, für ihn entgegnete ORF-Kommunikationschef Pius Strobl, dass der ORF niemanden nötige oder erpresse. Es sei aber klar, dass wenn man im nächsten Jahr eine schwarze Null erreichen wolle, auch Einsparungen nötig und zusätzliche Investitionen nicht möglich seien. Das Film- und Fernsehabkommen und die Förderung des Kinofilms gehören nicht zum Kerngeschäft des ORF, so Strobl.

Auf Vorwürfe von ÖVP-Kultursprecherin Fuhrmann, im ORF würden Produktionen im Wert von 60 Millionen Euro auf Halde liegen, ging Strobl nicht näher ein, der Anteil der Österreich-Programme liege aber deutlich unter der genannten Summe.

Kernaufgabe des ORF

Wenig Verständnis für den ORF gab es vom Oscar-prämierten Regisseur Stefan Ruzowitzky. Dass der ORF in Geldnöten sei, "ist nicht unser Problem". Es sei Aufgabe des Senders, österreichische Inhalte zu verbreiten, Fördervolumen könnten nicht nach Belieben ausgesetzt oder fortgeschrieben werden. "Das ist kein 'Spendieren', sondern die Kernaufgabe des öffentlich-rechtlichen Senders." Ohne den ORF würde aus EU-rechtlichen Gründen das Fördersystem zusammenbrechen. Ruzowitzky forderte außerdem, dass die Landesförderungen in Österreich noch professioneller aufgestellt werden.

"Familiensilber verkauft"

Ein düsteres Bild zeichneten die Produzenten. Die Filmbranche befinde sich laut Veit Heiduschka am "Rande des Grabes". Es sei eine paradoxe Situation, "dass wir nach den erfolgreichsten zwei Jahren des österreichischen Films nicht wissen, wie wir uns weiter finanzieren sollen", sagte Alexander Dumreiche.

Im heurigen Jahr hätten viele Firmen "durchgetaucht und ihr Familiensilber verkauft, im nächsten Jahr ist das nicht mehr möglich", so Heiduschka. Er appellierte auch an die Politik, die den ORF nicht allein lassen dürfe und etwa die von den Ländern unter dem Titel der Gebührengelder eingehobenen Mittel den Landesstudios zukommen lassen solle. (APA)