Charles Darwin beim Schildkrötenrodeo, flankiert von Projektkoordinator Ernst Mikschi (li.) und NHM-Direktor Bernd Lötsch.

Foto: Cremer

Wien - Er sei ein ausgezeichneter Reiter gewesen und der schärfste Naturbeobachter, den die Naturgeschichte je gehabt hat, sagt Bernd Lötsch, demnächst scheidender Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien. In seinem "Museum eines Museums" hat man sich spät aber doch des Darwin-Doppeljubiläum besonnen und bespielt gleich drei der altehrwürdigen Säle (Nr. 15 bis 17) mit "Darwins rEvolution" - so der Titel der Sonderschau, die heute eröffnet und bis zum 5. April zu sehen und, ja, auch zu hören sein wird.

Um gleich mit dem zumindest medial Innovativsten der Schau zu beginnen: Das ist wohl der Audioguide, der erste in der 120-jährigen Geschichte des Museums. Unter der Festnetznummer 01 305 306 0 können sich Besucher der Ausstellung zum Festnetztarif in einen materialreichen akustischen Führer durch die Schau einwählen, gestaltet von der Ö1-Wissenschaftsjournalistin und Darwin-Expertin Birgit Dalheimer.

Die Schau selbst wurde von Ernst Mikschi, dem Leiter der 1. Zoologischen Abteilung des NHM koordiniert und setzt Darwins Leben und Werk mit einer wahren Fülle an Objekten didaktisch bemüht in Szene. Im Zentrum des ersten Saals steht eine Rekonstruktion von Darwins Kajüte auf der "Beagle", um die herum vor allem die Biografie des Naturforschers und der ideengeschichtliche Kontext seiner Zeit rekonstruiert wird. Ziemlich unbeholfen wird da aber auch kurz Darwins Missbrauch durch die Nationalsozialisten gestreift: in Form von halb verbrannten rassenideologischen Schriften.

Den Kernelementen der Evolutionstheorie - unter anderem Variation und sexuelle Selektion - ist dann der zweite Saal gewidmet, in dem auch rosa High Heels und das Parfum Axe Instinct zur Illustration der Frage "Warum Sex?" zum Einsatz kommen. Optisch am innovativsten ist dann die Hominiden-Entwicklung im dritten Saal gelöst: Beim Betrachten von Schädeln aus sieben Millionen Jahren sieht sich der Besucher selbst im Spiegel. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. Oktober 2009)