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Am Mittwoch erreichten die Proteste gegen Abbas einen Höhepunkt, als Demonstranten Schuhe auf Plakate des Palästinenserpräsidenten warfen.

AP/Hatem Moussa

Die Chancen des US-Sondergesandten George Mitchell, der am Donnerstag wieder in Jerusalem eingetroffen ist, sind womöglich noch schlechter als zuvor, weil Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von seinen islamistischen Rivalen als "Verräter" gebrandmarkt wird und weil es seit einigen Tagen in Ostjerusalem wieder brodelt.

Die Demontierungskampagne gegen Abbas erreichte am Mittwoch einen neuen Höhepunkt, als die Hamas bei einer Kundgebung in Gaza die Massen dazu ermunterte, Schuhe auf Abbas-Plakate zu werfen. Die Begründung: Abbas soll unter US-Druck seine Einwilligung dazu gegeben haben, eine UN-Abstimmung über den "Goldstone-Bericht" um Monate zu verschieben. Der südafrikanische Jurist Richard Goldstone wirft Israel und der Hamas "Kriegsverbrechen" vor.

In Brandreden der Islamisten wird Abbas jetzt als "Hauptverbrecher und Hauptverantwortlicher für die Aufschiebung" angegriffen, und es gibt Vorschläge, ihn anzuklagen. Nach verbreiteter Ansicht ist Abbas so geschwächt, dass er sich derzeit besonders in der Siedlungsfrage keinerlei Konzessionen an Mitchell und die Israelis erlauben darf.

Explosiver Tempelberg

Gemeinsam mit der "Islamischen Bewegung" in Israel schürt die Hamas zugleich wieder die Emotionen um den Tempelberg. Das Plateau in der Altstadt von Jerusalem gilt als besonders "explosiv" , weil es den Juden heilig und zugleich der Standort wichtiger Moscheen ist. Um jüdische Pilger, die wegen des Laubhüttenfestes nach Jerusalem strömen, und Muslime auseinanderzuhalten, hat die Polizei den Zugang zum Tempelberg beschränkt, was zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Polizisten führte.

In Gaza wetterte Hamas-Premier Ismail Haniyeh gegen den "israelischen Angriff auf unsere Al-Aksa-Moschee" . Für heute, Freitag, wird eine gefährliche Eskalation befürchtet, denn der ägyptische Scheich Jussuf al-Karadawi, eine einflussreiche islamische Autorität, hat einen "Tag des Zorns" in Jerusalem ausgerufen. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DERSTANDARD, Printausgabe 9.10.2009)