Genf - Die Neuaufstellung der verstaatlichten niederländischen Großbank ABN Amro verzögert sich. Die rechtliche Abspaltung von Teilen der Bank, die an den ehemaligen Miteigentümer Royal Bank of Scotland (RBS) gehen sollen, könne frühestens im ersten Quartal 2010 stattfinden und nicht wie geplant in diesem Jahr, räumte ABN Amro am Mittwoch ein. Die niederländische Regierung will aus ABN und der Fortis Bank Nederland - beides Teile des in der Finanzkrise zerbrochenen belgischen Allfinanzkonzerns Fortis - eine große einheimische Bank schmieden, um sie ab 2011 wieder an die Börse zurückzuführen.

Von der Entwicklung könnte auch die Deutsche Bank profitieren. Denn die EU-Kommission drängt die Niederlande, aus Wettbewerbsgründen Teile von ABN oder Fortis abzugeben. Nachdem die Deutsche Bank die Verhandlungen über das Geschäft von ABN mit dem Mittelstand im September abgebrochen hatte, wurde in niederländischen Regierungskreisen die französische BNP Paribas ins Spiel gebracht, die alternativ Teile von Fortis Nederland übernehmen könnte. An sie war der belgische Teil von Fortis gefallen.

EU-Kommissarin Neelie Kroes favorisiert aber offenbar immer noch eine Transaktion mit der Deutschen Bank, die das Gespräch mit den Niederlanden aufrecht erhält. Sie sollte nach der ursprünglichen Vereinbarung, die noch vor der Verstaatlichung getroffen worden war, 700 Mio. Euro zahlen, 300 Millionen weniger als den Buchwert der übernommenen Teile. Die Regierung hat noch bis 19. Oktober Zeit für eine Lösung.

Der Chef der Vermögensverwaltung von BNP, Francois Debiesse, gab sich auf dem Reuters Wealth Management Summit in Genf am Dienstagabend zurückhaltend: "Natürlich sind wir in Gesprächen mit der belgischen, mit der luxemburgischen und der niederländischen Regierung. Es ist völlig normal, dass solche Gespräche dauern." Die Bank konzentriere sich derzeit jedoch darauf, die belgischen und luxemburgischen Teile von Fortis zu integrieren. Zukäufen im Privatkundengeschäft erteilte Debiesse fürs erste eine Absage: "Im Moment ist das nicht meine Hauptbeschäftigung", sagte er. Das gelte auch für den Vorstand.

ABN Amro begründete die Verzögerung der Aufspaltung mit der Komplexität des Prozesses, der bisher einmalig sei. Die Eigner würden für eine ausreichende Kapitalausstattung und Liquidität für die neue Bank sorgen. Das niederländische Finanzministerium hatte im Juli bereits 2,5 Mrd. Euro in ABN Amro gepumpt und eine weitere Kapitalspritze im Zuge der Fusion nicht ausgeschlossen. (APA/Reuters)