Überraschung! Johannes (Christian Strasser) macht auch im Bett (mit Sonja Romei) ganz auf Hirsch.

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Das glaubt Exbroker Johannes (Christian Strasser) und gönnt sich mit seiner Lisa (Sonja Romei) eine Auszeit. Das Paar legt seine urbanen Überlegenheitsgesten ab, steigt in den BMW (noch!) und flieht vor dem Diktat von Erfolg und den dazugehörigen Bildern, denen man irgendwann im echten Leben entspricht. Der berufliche Erfolg steht beiden ins Gesicht geschrieben, bald aber auch die fehlende Alternative. So richtig toll ist das Leben zwischen den Kuhweiden auch nicht.

Volker Schmidts neues Stück Dörfer ist ein Krisen-drama, in dem das Einstürzen der Aktienmärkte, die Ohnmachtsempfindung vor dem globalisierten Leben sich in einer privaten Betriebsstörung äußert. Beziehungskrise! Die neuen Werte, die man gemeinsam gerne finden möchte, liegen nicht am Wegesrand, auch nicht in Niederösterreich.

Das Konversationsstück hat Witz, dünnt aber allmählich aus zu einem changierenden Ehezwist, dessen Grundproblem zunehmend in die Ferne rückt. "Wir dürfen den Code nicht mehr bedienen!" , heißt es einmal klug zur Selbstrettung. Solche Sätze aus der Sekundärliteratur (frei nach Pollesch) führen die Protagonisten in Günther Treptows Regie nicht zueinander. Auch die schmucke Klappbettkiste von Bühnenbildner Johannes Leitgeb hilft nicht. Zurück nach Wien? (afze, DER STANDARD/Printausgabe, 07.10.2009)