Franziska Großschädl vor dem Computer, auf dem die Meta-Datenbank "Pubmed" geöffnet ist: "Diese verwende ich am häufigsten beim Suchen nach wissenschaftlichen Artikeln."

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Die Pflegeforschung steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen. Hauptziel ist es dabei, mit Hilfe von wissenschaftlichen Mitteln eine Verbesserung der Patientenversorgung zu erreichen.

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Durch Entwicklungen wie demografische Alterung oder die Zunahme an chronischen Erkrankungen haben sich die gesundheitlichen Problemlagen verändert. Die Pflegeforschung reagiert auf diese Entwicklungen.

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Im Mittelpunkt der Forschung steht der Mensch und wie man die Gesundheitsversorgung und Pflegesituation an die neuen Entwicklungen anpassen kann.

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Eigentlich hatte man Franziska Großschädl davon abgeraten, überhaupt zu studieren. Akademiker gab es bisher keine in der Familie. Aber die 24-jährige Steirerin hatte das Gefühl, dass ein Studium das richtige für sie war. Nach der HAK-Matura versuchte sie es ein Semester lang mit Ernährungswissenschaften, brach aber wieder ab. Als das Studium "Gesundheits- und Pflegwissenschaft" an der Medizinischen Universität Graz eingeführt wurde, setzte sie sich ohne inskribiert zu sein ein paar Mal in Vorlesungen und wusste plötzlich, was sie wollte. "Ich bin dann im zweiten Semester quer eingestiegen", erzählt sie.

Flexible und abwechslungsreich

Mit der Gesundheits- und Pflegeforschung hat Franziska Großschädl ein Berufsziel gefunden, auf das sie schon jetzt hinarbeitet und von dem sie nur in den besten Tönen spricht. "Es ist angenehm, weil man flexibel sein muss, es läuft nicht immer alles strikt ab", sagt die Steirerin. Im Bereich Gesundheit und Pflege zu forschen, sei sehr abwechslungsreich: "Man wird einfach mit so vielen verschiedenen Themen konfrontiert - ich habe mich schon in der Schule für die naturwissenschaftlichen Fächer begeistert."

Der Forschung treu bleiben

Das Studium "Gesundheits- und Pflegewissenschaft" bietet die Meduni Graz in Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität an. Franziska Großschädl hat gerade ihre Masterarbeit abgegeben, in diesem Semester steht sie als Tutorin in der Lehrveranstaltung "Forschung in der Praxis" vor ihren Studienkollegen. Wenn sie mit dem Studium fertig ist, will sie auf jeden Fall der Forschung treu bleiben.

Die Pflegeforschung steckt in Österreich aber noch in den Kinderschuhen. Hauptziel ist es dabei, mit Hilfe von wissenschaftlichen Mitteln eine Verbesserung der Patientenversorgung zu erreichen. "Besondere Aufmerksamkeit ist den heute dominierenden chronischen Krankheiten und den Folgen der demografischen Alterung zu widmen", heißt es auf der Homepage der Meduni Graz. Durch diese Entwicklungen hätten sich die gesundheitlichen Problemlagen verändert. Nun gelte es, die Gesundheitsversorgung und Pflegesituation an diese Veränderungen anzupassen.

Auch Franziska Großschädl weist darauf hin, dass die Pflegeforschung in Österreich noch "eine sehr junge Wissenschaft" sei: "Viele Tätigkeiten in der Pflegepraxis werden häufig noch nicht evidenzbasiert durchgeführt. Das ist aber wichtig um adäquate Pflege anbieten zu können und die Qualität zu sichern."

Gesundheits- und Pflegeberufe im Wachsen

Weil das Studium Gesundheits- und Pflegewissenschaft erst vor fünf Jahren eingeführt wurde, gibt es über Jobchancen und Zukunftsaussichten für Absolventen noch keine Erfahrungswerte. Fakt ist aber, dass die Beschäftigungskurve im Bereich Gesundheit kontinuierlich nach oben geht. Gerade von Personen in leitenden Funktionen würden zunehmend Zusatzqualifikationen oder akademische Ausbildungen erwartet, heißt es beim AMS.

"Bisherige AbsolventInnen sind je nach vorheriger Qualifikation (Diplom in der Gesundheits- und Krankenpflege) in unterschiedlichen Bereichen tätig, zum Beispiel auf Leitungsebene oder im Qualitätsmanagement verschiedener Einrichtungen des Gesundheitswesens, bei Krankenversicherungsanstalten, in Beratungsstellen sowie in Einrichtungen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung", erklärt Christa Lohrmann, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft.

Rund ein Viertel der Studierenden verfüge bereits über ein Diplom der Gesundheits- und Krankenpflege. "Insbesondere für diese AbsolventInnen bestehen sehr gute Berufschancen, da die Pflegepraxis wissenschaftlich gut qualifizierte Personen für eine forschungsbasierte Pflegepraxis und im Rahmen einer nachhaltigen Verbesserung der Pflegepraxis benötigt und wünscht. Gerade für diese AbsolventInnen wird es neue Rollen als Pflege-SpezialistInnen geben", so Lohrmann.

Siebenwöchiges Pflichtpraktikum

Um Theorie und Praxis zu verbinden, müssen die Bachelor-Studenten ein siebenwöchiges Pflichtpraktikum, davon drei Wochen auf einer Station, absolvieren. Im Masterstudium werden die drei Studienrichtungen Lehre, Leadership und Kooperation (Management) und Forschung angeboten. Großschädl hat sich für letztere entschieden.

Schon während des Studiums gebe es zudem Möglichkeiten, an Projekten mitzuarbeiten. "Ich habe meine Bachelor-Arbeit auf einem Symposium vorgestellt. Im Publikum saß zufällig jemand von den Steiermärkischen Krankenanstalten und ich wurde gefragt, ob ich bei einem Projekt mitarbeiten möchte", erzhält Franziska Großschädl. Konkret handelte es sich dabei um die Evaluierung eines Pflegekonzepts, für die Befragungen im ganzen Bundesland durchgeführt wurden.

Der Bezug zu Menschen

Besonders die quantiative Forschung hat es der jungen Steirerin angetan. "Ich mag die Statistik gerne und dass man damit vieles sehr genau ausdrücken kann", erklärt sie. Für den Gesundheitsbereich habe sie sich aus persönlichem Interesse entschieden, und weil ihr der Bezug zu anderen Menschen wichtig war. "Ich habe an der Handelsakademie maturiert und gleich gemerkt: Das ist nicht das Richtige. Ich wollte nicht ins Büro, nicht tagtäglich das Gleiche machen." (mak, derStandard.at, 6.10.2009)