Wien - Gewalt, sexueller Missbrauch, Drogenmissbrauch, psychische Krankheiten - Lehrer sind in ihrem Berufsalltag laut der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) in der GÖD (Gewerkschaft öffentlicher Dienst) immer öfter mit psycho-sozialen Problemen konfrontiert. Das Ministerium sei jedoch bei der Unterstützung von Lehrern "seit Jahren säumig", kritisierte Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Walter Riegler am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die FCG habe deshalb eine Broschüre herausgegeben, in der Anweisungen und Checklisten für solche Krisenfälle enthalten sind. "Das ist wie ein Kochbuch", das Lehrer anleitet, wie sie reagieren sollen, so Psychotherapeutin Rotraud Perner.

In dem 43 Seiten dicken Werk befinden sich neben konkreten Handlungsanweisungen für verschiedene Krisensituationen auch Kontakte von Ansprechpartnern in der jeweiligen Region, unter http://www.krisenintervention.tsn.at ist der Leitfaden auch online abrufbar. Erstellt wurde er u.a. von Mitarbeitern des Psychologie-Instituts der Universität Innsbruck.

"Professionelle Unterstützung" für Lehrer

Perner und die Gewerkschaftsvertreter waren sich jedoch einig, dass es an den Schulen neben diesem "Kochbuch", von dem jede Schule in Österreich ein bis zwei Exemplare erhalten soll, auch "Köche" braucht. Perner forderte in diesem Zusammenhang die Entwicklung eines "ganz neuen, interdisziplinären Berufs", denn weder die Ausbildung zum Sozialarbeiter, noch die zum Psychologen oder Psychotherapeuten reiche für die wachsenden Bedürfnisse. Lehrer seien gerne bereit, bei sozialen oder psychischen Krisen unterstützend mitzuhelfen. Ihre Hauptaufgabe sei es allerdings, zu unterrichten, betonte AHS-Gewerkschafterin Eva Scholik. "Wir brauchen dringend professionelle Unterstützung", appellierte sie an die Politik. Diese "muss die Ehrlichkeit und Vernunft haben, Themen anzusprechen, auch wenn sie unpopulär sind". (APA)