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Hans Peter Hurka von der Plattform 'Wir sind Kirche', Herbert Kohlmaier, Obmann der Laieninitiative, sein Stellvertreter Peter Pawlowsky, Richard Picker, Priester ohne Amt und Hubert Feichtlbauer, ehemaliger Vorsitzender der Plattform 'Wir sind Kirche' (von links) gehen jetzt auf Konfrontationskurs zur Amtskirche.

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Her mit den Frauen: Die katholische Kirche solle sich ein Stück weit öffnen, fordert zumindest ein Teil ihrer Mitglieder.

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Die Laieninitiative, ein Zusammenschluss von Katholiken und Katholikinnen, fordert angesichts des Priestermangels den Zölibat abzuschaffen und Frauen als Diakoninnen zu erlauben und droht mit "Ungehorsam". Nachdem die Forderungen aus dem Memorandum vom Juni zwar von Kardinal Schönborn weitergeleitet, aber vom Vatikan unkommentiert blieben, tritt die Initiative erneut auf den Plan.

"Wir wollen nicht resignieren, im Gegenteil, wir wollen uns durchsetzen", sagt Ex-Volksanwalt Herbert Kohlmaier, Obmann der Laieninitiative. Zugleich kündigt er "eine Form breit organisierten loyalen Ungehorsams" an, sollte erwartungsgemäß die Reaktion aus den oberen Hierarchien der Kirche ausbleiben. Dieser Ungehorsam gehe wohlgemerkt von ihnen als "Katholiken und Katholikinnen, die von der Unentbehrlichkeit ihrer Kirche überzeugt sind" aus. Konkrete Maßnahmen, mit Ausnahme einer Enquete im November, wurden nicht genannt, jedoch das Ziel: eine neue Kirchenordnung.

Vier Reformorganisationen in gemeinsamer Sache

Die Laieninitiative trat gemeinsam mit der Plattform "Wir sind Kirche", der Vereinigung "Priester ohne Amt" und der Priesterinitiative vor die Presse, um ihre Anliegen darzubringen. Gemeinsam fordern sie, verheiratete Priester im Amt zuzulassen beziehungsweise zu reaktiveren, den Zölibat abzuschaffen und Frauen als Diakoninnen zuzulassen. Weiters fordern sie geeignete Personen, vor allem Diakone, zu sakramentalen Handlung wie Eucharistiefeiern und Krankensalbung zuzulassen, um dem Seelsorgernotstand entgegenzutreten. 

Wie viel Priester fehlen ist unklar

Zahlen zu den österreichweit fehlenden Priestern und Seelsorgern seien schwierig zu nennen, doch Hans Peter Hurka von "Wir sind Kirche" geht davon aus, dass rund ein Drittel der Pfarrgemeinden ohne Priester und Seelsorger dastehen. "Allein in der Diözese St. Pölten sind ein Viertel der Pfarren nicht besetzt", sagt Kohlmaier. Demgegenüber stünden rund 800 Priester, die amtsverhindert sind, weil sie verheiratet sind, wovon jedoch 200 seelsorgerisch aktiv sind.

"Der Priesterimport der Kirche aus Polen und Afrika ist keine Lösung", meint Hurka und plädiert gemeinsam mit der Laieninititative für Menschenrechte in der Kirche, insbesondere für die Rechte der Frauen. Auch Richard Picker von "Priester ohne Amt" sieht die Frau "als einzigen Feind des Klerikers" und fordert: "Die katholische Kirche muss endlich die Frauen anerkennen. Man kann nicht die halbe Welt spirituell ausschließen ". 

"Dieses System ist den KatholikInnen unzumutbar"

Kohlmaier betont, dass sich eine Spaltung in der Kirche längst vollzogen hat: "Einer kleinen Gruppe von einflussreichen Traditionalisten steht einer großen Mehrheit von Menschen gegenüber, die das nicht mehr akzeptieren wollen - darunter viele Priester." Er sieht die Kirche in einer "dramatischen Krise", da sie ein autoritäres und monokratisches System sei, das den KatholikInnen nicht mehr zumutbar ist.

Hurka von "Wir sind Kirche" vermutet gar, "dass die zahlreichen pädophilen Vorfälle in den Kirchen der USA und Australiens durch dieses System zumindest begünstigt werden".

Enquete im November

Um der Reformunwilligkeit in der Kirche entgegenzutreten, plant "Wir sind Kirche" im November eine Enquete zu  einer neuen Kirchenverfassung. Zur weiteren Vorgangsweise der Laieninitiative sagt Kohlmaier: "Die Kirche denkt in Jahrhunderten und Jahrtausenden, wir denken in Jahren". Für Hurka ist ein Kirchenbeitragsboykott denkbar, für Kohlmaier ist das dagegen "zu kurz gedacht" Der wissenschaftliche Leiter der Enquete, Heribert Köck, meint: "Im Tiergarten gibt es Käfige, wo steht 'Bitte nicht reizen'. Das wollen wir auch nicht tun. Aber wir haben auch nicht die Absicht, uns immer auf der Nase herumtanzen zu lassen." (Michael Kremmel, derStandard.at, 2.10.2009)