Kabul - Russland fordert vom Westen ein stärkeres Vorgehen gegen die Taliban in Nord-Afghanistan. Die Islamisten breiteten sich inzwischen von dort aus in die benachbarten Teile Asiens aus, warnte der scheidende russische Botschafter Samir Kabulow am Donnerstag in Kabul. Im Norden des Landes ist auch die deutsche Bundeswehr im Einsatz. Es sei im Interesse der NATO, die Taliban einzugrenzen, sagte Kabulow. "Bisher ist die NATO nicht besiegt worden. Noch haben wir Zeit." Kabulow war bereits während der sowjetischen Besatzung Afghanistans in den 80er Jahren in Kabul stationiert.

Seit acht Jahren kämpfen westliche Truppen und die afghanische Armee gegen die Taliban. Die US-Militärführung schätzt die Lage als ernst ein. Die Islamisten greifen inzwischen auch zunehmend im früher vergleichsweise ruhigen Norden des Landes an. US-Präsident Barack Obama prüft gegenwärtig eine neue Strategie, zu der auch eine Aufstockung der amerikanischen Truppen gehören könnte. Die sowjetischen Truppen waren vor 20 Jahren abgezogen worden.

Kabulow warnte den Westen davor, die gleichen Fehler zu machen wie die Sowjetunion während ihres zehnjährigen Kriegs in Afghanistan. Er zählte Versäumnisse der Sowjetunion in den 80ern auf, die nun wiederholt würden: "Vernachlässigung der Bevölkerung. Ein Versagen, feste Beziehungen mit den örtlichen Gemeinden aufzubauen. Diese dem Feind überlassen", sagte er. "Es macht mich traurig, dass ich nach so vielen Jahren in Afghanistan ein Land verlasse, das sich immer noch im Krieg befindet, ohne gute Aussicht auf Besserung." (APA/Reuters)