Bregenz/Innsbruck - Proteste gegen das von den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) geplante Kraftwerk in Telfs kommen jetzt von Fachleuten. Das Sonderschutzgebiet der Rietzer und Mieminger Inn-Auen werde durch einen Kraftwerksbau geopfert, sagt der Roland Psenner, Gewässerforscher an der Uni Innsbruck. Immerhin leben in den Auen die Hälfte aller Tiroler Brutvogelarten, errechnete die Umweltorganisation Bird Life. Ein Laufstau am Inn würde den Fluss zerstören. Psenner fordert Drastisches: "Macht alle Klärwerke auf und leitet sie in den Inn, das ist das geringere Übel."

In den vergangenen 150 Jahren seien über 500 Tier- und Pflanzenarten ausgestorben, 90 Prozent der verschwundenen Arten hängen mit Flusssystemen zusammen, warnt auch Gerhard Tramann, Naturwissenschaftler am Landesmuseum. Und so gehe es weiter: "Der Verlust findet permanent statt" .

Die IKB bereiten derzeit die Projekteinreichung des Innkraftwerks Telfs vor, ein Vorprüfungsverfahren wurde bereits abgeschlossen. Erst vor wenigen Wochen hatte der Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes, Jürgen Bodenseer (VP) gefordert, strittige Bereiche aus dem naturschutzrechtlichen Verfahren überhaupt herauszunehmen.

Ein anderes Kraftwerk sorgte am Mittwoch im Tiroler Landtag für Diskussionen: Naturschutzlandesrat Hannes Gschwentner (SP) verteidigte die positive Entscheidung des Landes für den Ausbau des umstrittenen ÖBB-Kraftwerks Spullersee. Die Entscheidung für das Kraftwerk Spullersee in Vorarlberg mit Wasserentnahme aus Tiroler Bächen sei ein Beitrag zum Klimaschutz. Der World Wide Fund (WWF) sieht die positive Entscheidung als "Tabubruch" . Den Lech, ein Naturschutzgebiet, und seine Zuflüsse für den Kraftwerksbau freizugeben sei ein "Sündenfall" und ein "Kniefall vor der Kraftwerkslobby" . Dieser Kraftwerksbau verstoße zudem gegen EU-Recht. (jub, ver, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Oktober 2009)